Siemens greift Osram-Chef an

File photo of Osram lightbulbs
File photo of Osram lightbulbs(c) REUTERS (MICHAELA REHLE)
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Der Versuch, den Manager abzusetzen, ist vorerst gescheitert.

München. Siemens stellt sich offen gegen den Chef seiner Beteiligung Osram. Siemens-Vertreter Christian Bleiweiß hat am Dienstag auf der Hauptversammlung die Einzelabstimmung über die Entlastung von Osram-Chef Olaf Berlien beantragt, ist mit dem Versuch, ihn loszuwerden, aber gescheitert. Gut 70,68 Prozent der Stimmen sprachen sich für eine Entlastung des seit einem Jahr amtierenden Managers aus.

Hintergrund ist ein Streit über die Ausrichtung des traditionsreichen Leuchtmittelherstellers. Während Berlien sein Haus stark auf die Produktion von LED-Chips ausrichten und dafür Milliarden investieren will, sieht Siemens-Chef Joe Kaeser dies äußerst kritisch. „Der Strategieschwenk, sofern er denn erfolgt, würde das Risikoprofil von Osram deutlich erhöhen“, sagte sein Vertreter Bleiweiß.

Die Neuausrichtung mache Siemens Sorgen, zudem sei die Kommunikation des Schritts mangelhaft gewesen. Der Einstieg in die Fertigung von LEDs für den Massenmarkt ist zuvor auch von anderen Aktionären hart kritisiert worden. Die Osram-Aktie lag am Dienstag zeitweise um mehr als sieben Prozent im Plus, gab einen Großteil dieser Gewinne aber ab.

Siemens hält nach eigenen Angaben noch 17,5 Prozent an Osram, die Mehrheit an der Tochter hat Siemens 2013 abgespaltet und an die eigenen Aktionäre verschenkt. Osram-Chef Berlien verteidigte den Strategiewechsel des Lampenherstellers. Bei Autolampen sei Osram klar Weltmarktführer – aber sich darauf auszuruhen, hätte die Zukunft des Konzerns infrage gestellt. Osram werde durch den Bau einer neuen LED-Fabrik für Leuchtdioden für den Massenmarkt in Malaysia neue Wachstumspotenziale erschließen. Osrams hochwertige LEDs für Autolampen und die Industrie würden immer schneller von den billigeren Massen-LEDs verdrängt, deshalb müsse das Unternehmen auch dort mitspielen, argumentierte Berlien.

Den Strategieprozess habe der Vorstand seit Jahresbeginn in kontinuierlicher Abstimmung mit dem Aufsichtsrat geführt. „Es hat sich schnell gezeigt, dass es aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung keine risikofreien Entscheidungen gibt.“ (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2016)

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