Luxusmeilen: Spitzenmieten so hoch wie nie

Eine aktuelle Studie belegt: Europas Einkaufsstraßen erleben eine Renaissance. Von diesem Trend profitieren auch Randmärkte und Städte in der zweiten Reihe.

Für Europas Luxusmeilen war 2015 erneut ein starkes Jahr. Dies zeigt die aktuelle Studie „Highstreet Renaissance in Europe“ von Cushman & Wakefield (C&W). Demnach verzeichnete etwa die Mailänder Via Montenapoleone innerhalb von zwölf Monaten einen Anstieg der Mieten von 41,2 Prozent und repräsentiert damit das stärkste Mietpreiswachstum in Europa in 2015. Es folgen Roms Via Condotti mit einem Plus von 37,5 Prozent und die Avinguda Diagonal in Barcelona mit plus 33,3 Prozent.

Kleinere, aber doch bemerkenswerte Steigerungen waren auch in Paris, London, Dublin, Venedig, Lissabon und Madrid zu beobachten. Dank dieses außergewöhnlichen Wachstums ist der Einzelhandel auf den Luxuseinkaufsstraßen laut C&W der einzige gewerbliche Immobiliensektor, in dem die Spitzenmieten so hoch sind wie nie zuvor. Zeitgleich unterschreiten die Renditen aufgrund der Kaufpreisentwicklung und der niedrigen Zinsen die Werte vor der Rezession.

B-Städte holen auf

Die Nachfrage nach Einzelhandelsflächen in zentralen Lagen habe zwar stark zugenommen, aber nicht überall gleich", erklärt Michael Rodda, Head of European Retail Investment bei C&W. "Da Einzelhändler kontinuierlich nach neuen Expansionsmöglichkeiten suchen, werden 2016 neben den klassischen Luxuseinkaufsstraßen in Paris, London, Rom, Mailand, Barcelona und Madrid vor allem B-Städte in den etablierten Zielregionen sowie auch Standorte in kleineren Ländern nachgefragt werden. Die Händler fokussieren sich auf Regionen, in denen sie von Wirtschaftswachstum und steigender Kaufkraft profitieren können.”

Hohes Potenzial in Polen

Dazu gehören für C&W vor allem Prag und die polnischen Großstädte. Nachdem hier während der letzten 20 Jahre große Shoppingcenter den Markt dominiert haben, ändert sich das Stadtbild allmählich. Die aufstrebende Mittelklasse möchte ein individuelleres und spannenderes Shoppingerlebnis. Stadtplaner haben diesen Trend bereits erkannt und Restaurants und Shoppingmöglichkeiten in Neubauten und immer mehr auch in historischen und revitalisierten Gebäuden wie alten Kasernen, Markt- oder Fabrikhallen integiert. Besonders Polen sticht bei dieser Entwicklung hervor. Mit diesem Konzept – kleinere, traditionelle Läden, hohe Qualität, ein Mix aus Restaurants und Shops – lässt sich das Potenzial der Highstreets nach Einschätzung von Cushman & Wakefield erfolgreich entfalten.

Belebung in Spanien und Portugal

Auch Südeuropa verzeichnet mittlerweile wieder hohe Investitionen. Der Boom in den erstklassigen Einkaufsstraßen der Hauptstädte von Spanien und Portugal beginnt sich dabei auch auf Nebenstraßen und kleinere Städte auszuweiten. Für diese Art der Wiederbelebung ist die Calle Orense in Madrid ein erfolgreiches Beispiel. Die Mieten in Palma de Mallorca sind in den letzten 18 Monaten beispielsweise um 18 Prozent gestiegen; im spanischen Puerto Banus und kleineren Städten in Portugal findet C&W zufolge eine ähnliche Entwicklung statt. Der Einzelhandel in Portugals historischen Stadtzentren profitiert zudem von investitionsfördernden Gesetzesänderungen und neuen Steueranreizen.

Deutschland mit verhaltenem Mietwachstum

In Deutschland hingegen blieb das Mietwachstum im Jahr 2015 trotz einer hohen Nachfrage und einer guten Wirtschaftslage verhalten. Die Einzelhändler konzentrieren sich besonders auf die etablierten großen Einkaufsstraßen – nicht zuletzt, um sich bestmöglich gegenüber einem immer stärker werdenden Onlinehandel zu positionieren. Zunehmendes Interesse gewinnen die Innenstädte von wirtschaftsstarken B- und C-Städten insbesondere dort, wo sich in Neubauten oder Revitalisierungen moderne Ladenkonzepte realisieren lassen.

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