EU-Kommissar: "Reale Gefahr eines Zerfalls der Union"

EU-Kommissar Christos Stylianides
EU-Kommissar Christos StylianidesAPA
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Man habe die Pflicht, Flüchtlingen zu helfen, aber Europa stehe deswegen vor dem Abgrund, meinte Christos Stylianides vor der OSZE. Für den Sager "Interne Mauern nützen nichts" bekam er auffallend schütteren Applaus.

"Die Gefahr eines Zerfalls ist real." EU-Kommissar Christos Stylianides meint den Zerfall der Europäischen Union. Vor der parlamentarischen Versammlung der OSZE formulierte der für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement verantwortliche Zypriote am Freitag einen dramatischen Appell: "Wir haben die historische Pflicht, den Flüchtlingen zu helfen, die an unseren Küsten stranden."

"Die Flüchtlingskrise stellt unsere Einigkeit, Toleranz und Offenheit auf die Probe", formulierte Stylianides, diese Pfeiler der Union müssten unbedingt bewahrt werden - "Hand in Hand mit der Verpflichtung, unsere Außengrenzen zu schützen", wie sich der Kommissar anzufügen beeilte. "Interne Mauern aufzustellen, wird allerdings keine Probleme lösen", ergänzte er unter auffallend schütterem Applaus der OSZE-Delegierten. "Diese Krise kann kein Land allein bewältigen - wir müssen zusammenarbeiten."

"Balkanstaaten sind erschöpft"

Eine kürzliche Reise durch die Staaten des westlichen Balkans habe ihm bewusst gemacht, "wie erschöpft sie vom stetigen Strom der Flüchtlinge sind". Vor allem aber der Druck auf Griechenland sei "völlig beispiellos, unverhältnismäßig - und vielleicht unfair", erklärte Stylianides, als Christdemokrat kein natürlicher Sympathisant der linken griechischen Regierung.

Um auf diese Situation zu reagieren, kündigte Stylianides an, in der kommenden Woche in der EU-Kommission einen Vorschlag einzubringen, wonach humanitäre Hilfe erstmals auch innerhalb der Union geleistet werden kann.

((ag.))

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