Bin Laden befürchtete Peilsender im Zahn seiner Ehefrau

Archivaufnahmen des ehemals meistgesuchten Terroristen der Welt.
Archivaufnahmen des ehemals meistgesuchten Terroristen der Welt.REUTERS
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Von den USA in Pakistan sichergestellte Dokumente zeigen die Ängste der al-Qaida-Führung vor Bin Ladens Tod. Er dürfte seiner Familie 26 Mio. Euro für den internationalen Jihad vermacht haben.

Je näher westliche Streitkräfte vordrangen, je mehr hochrangige al-Qaida-Funktionäre von US-Drohnen getötet wurden und je demoralisierter die Bodentruppen der Terrororganisation waren, desto schneller wuchs die Paranoia in den Reihen von al-Qaida. So beschäftigte Terrorboss Osama Bin Laden die Frage, ob ein iranischer Zahnarzt seiner Frau einen Peilsender in einen Zahn implantiert haben könnte.

Das geht aus Unterlagen hervor, die US-Spezialeinheiten im Jahr 2011 bei einem Einsatz in Pakistan sichergestellt hatten - darunter auch Briefe, Tabellen und Pornographie. Damals war Bin Laden erschossen worden. Nur wenige der beschlagnahmten Dokumente wurden allerdings bisher freigegeben und veröffentlicht.

"Der Chip ist etwa so lang wie ein Weizenkorn und so breit wie ein dünnes Nudelstück", schrieb der verstorbene al-Qaida-Chef. Ein paar Absätze später signierte Bin Laden das Schreiben und fügte hinzu: "Bitte zerstören Sie diesen Brief nach dem Lesen." Auch andere Schreiben zeugen von seinen Ängsten. So schrieb Bin Laden einem Gehilfen, bei der Zahlung von Lösegeldern schnell den Koffer zu entsorgen. Seine Unterhändler im pakistanischen Peshawar wies er an, das Haus nur an bewölkten Tagen zu verlassen. Damit spielte er offenbar auf Drohnen an, mit denen die USA mutmaßliche Extremisten bekämpften.

Vermögen "im Namen Allahs" verwenden

Auch das Testament des Extremistenführers, das der Nachrichtenagentur Reuters und dem Sender ABC zugespielt wurde, könnten die US-Seals bei dem Einsatz gefunden haben: Demnach vermachte Bin Laden seiner Familie mindestens 29 Millionen Dollar (26,64 Mio. Euro). Je ein Prozent seines im Sudan deponierten Geldes sollte an zwei Vertraute gehen. Den Rest sollten seine engen Verwandten für den sogenannten Heiligen Krieg ausgeben: "Ich hoffe, dass meine Brüder, Schwestern und Tanten mütterlicherseits meinem Willen gehorchen werden und das Geld, das ich im Sudan geparkt habe, für den Jihad, im Namen Allahs, ausgeben werden."

In dem vor rund 25 Jahren verfassten Testament bedachte er aber auch seine Verwandten: Bin Laden nannte darin konkrete Summen, die seiner Familie zugutekommen sollten. Begünstigte waren etwa seine Mutter, einer seiner Söhne, ein Onkel und Tanten.

Der einstige Terrorchef hatte Anfang der 1990er Jahre fünf Jahre als offizieller Gast im damals islamistisch regierten Sudan gelebt. Im Mai 1996 wurde er von der Regierung in Khartum auf Druck der USA zur Ausreise aufgefordert und ging nach Afghanistan. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde er zum meistgesuchten Extremisten der Welt. Knapp zehn Jahre später spürten ihn US-Ermittler in der pakistanischen Stadt Abbottabad auf. Bei einem Einsatz der Marine-Spezialeinheit Seals wurde er getötet.

>>> Zu einem Bericht in der New York Times.

(APA/Reuters)

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