Herrengasse: Die privat finanzierte Begegnungszone

Visualisierung der Herrengasse.
Visualisierung der Herrengasse.(c) APA/ZoomVP.AT
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Ab Mai wird die historische Gasse verkehrsberuhigt und neu gestaltet. Finanziert wird das 6 Mio. Euro teure Projekt vorwiegend von den Eigentümern der Palais.

Wien. Die Herrengasse soll sich zur kleinen, feinen Schwester ihres großen Bruders – des Goldenen U – mausern („Die Presse“ berichtete). Jetzt wird das Vorhaben etwas konkreter, gibt es doch auch das offizielle Okay dazu, inklusive Zeitplan. Die Herrengasse in der Wiener Innenstadt wird ab Mai verkehrsberuhigt und neu gestaltet.

Die rund 450 Meter lange Straße zwischen Michaelerplatz und Freyung, an der zahlreiche Palais angesiedelt sind, wird zu einer Begegnungszone. „Eine Verkehrsberuhigung, über die ich mich besonders freue, weil sie auch eine Premiere ist. Den Löwenanteil der Kosten werden Anrainer bestreiten“, sagt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.

Initiatorin der Verkehrsberuhigung ist nämlich weniger die Stadt selbst, sondern die Initiative Herrengasse +, hinter der die Eigentümer der einzelnen Palais und Liegenschaften stehen. Dazu gehören etwa die Eigentümer des Hochhauses in der Herrengasse, die Immobilienfirmen der Wlaschek-Stiftung, denen die meisten Palais der Herrengasse gehören, oder aber das Land Niederösterreich (Palais Niederösterreich). Die Kosten der Neugestaltung – rund 5,5 Millionen Euro – werden dabei nach der jeweiligen Hauslänge aufgeteilt. Die Stadt Wien übernimmt lediglich die Kosten für die Sanierung der Wasserrohre (480.000 Euro), die die MA 31 ohnehin geplant hätte. „Im Mai beginnt die MA 31 mit der Sanierung der Wasserleitung vom Michaelerplatz weg, und wir schließen uns dann gleich an“, sagt Wolfgang Spitzy, der Sprecher der Initiative Herrengasse +. Die Bauarbeiten werden in drei Phasen unterteilt. Die erste Phase, vom Michaelerplatz bis zum Café Central, soll schon im Sommer beendet sein. Danach folgt der Teil bis zur Freyung und auch eine Seitengasse, konkret der Bereich Fahnengasse/Wallnerstraße.

Auch in der Begegnungszone sollen alle Verkehrsteilnehmer – Fußgänger, Radfahrer, Fiaker, Busse, Taxis und Autos – Platz haben, allerdings gilt Tempo 20. Die rund 20 Parkplätze fallen weg und machen auf der Höhe des Hochhauses Schanigärten Platz. Diese wiederum sollen ebenfalls einheitlich gestaltet werden. Lediglich Ladezonen bleiben, für Anrainer oder Diplomaten wurden neue Parkplätze in den Seitengassen gefunden.

Es soll keine Höhenunterschiede mehr zwischen Gehsteig und Fahrbahn geben (mit der Ausnahme der Bushaltestelle beim Michaelerplatz), und die Straße wird mit Natursteinen – „wertvollem österreichischem Schremser Granit“, wie Spitzy betont – belegt. Allerdings wird die Fahrbahn dort, wo die Fiaker verkehren (also zwischen Michaelerplatz und Bankgasse) in der Mitte asphaltiert, weil die Hufe der Pferde die Natursteinplatten zerstören würden.

Konsumfreie Zone

In der Fahnengasse, wo der Abgang zur U-Bahn-Linie 3 ist, soll eine konsumfreie Zone errichtet werden. Die Abstellplätze für die städtischen Citybikes werden dafür in die Wallnerstraße verlegt. Eine neue Möblierung soll den Passanten Sitzgelegenheiten bieten.

Auch die Straßenbeleuchtung wird neu gestaltet. So werden historisch anmutende Stehkandelaber (mit moderner Technik) im vorderen Bereich der Herrengasse angebracht. Zwischen Bankgasse und Freyung, wo die Herrengasse etwas enger ist, sind bereits Wandkandelaber angebracht. Im November soll die komplette Neugestaltung abgeschlossen sein. In einem kleinen Geschäftslokal im Hochhaus wird während der Bauarbeiten eine Infozone eingerichtet.

Im Hochhaus selbst wird bereits gebaut. Die Gastronomen des Lokals Freiraum (u. a. auf der Mariahilfer Straße) bauen dort gerade ihr (zuvor nur im Probebetrieb befindliches) Kaffeehaus aus. Noch vor dem Sommer soll der neue Freiraum-Coffeeshop auf insgesamt drei Ebenen eröffnen. Neues tut sich auch im Palais Batthyány, dessen Sanierung kurz vor dem Abschluss steht. Der erste Mieter im Erdgeschoß (das Modehaus Mothwurf) ist bereits eingezogen. Weitere sollen in Kürze folgen. (ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2016)

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