Meldonium-Hersteller freut sich über "Werbung mit Scharapowa"

Medikamentenpackungen
MedikamentenpackungenREUTERS
  • Drucken

Der lettische Erzeuger will das Herzmittel von der Dopingliste streichen lassen. Bislang wurden 99 Sportler positiv darauf getestet.

In der Affäre um Meldonium-Doping will der lettische Pharmahersteller Grindeks das Präparat wieder von der Wada-Verbotsliste streichen lassen. Das Herzmittel wird unter dem Markennamen Mildronat vertrieben. "Wir hoffen, im Laufe diesen Jahres nachzuweisen, dass unser Mildronat nicht auf diese Liste muss", sagte Grindeks-Vorstandschef Juris Bundulis der Zeitung "Neatkariga Rita Avize" (Montag).

Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) hatte Meldonium nach einer Beobachtungsphase im Jahr 2015 per 1. Jänner 2016 auf ihre Liste verbotener Substanzen gesetzt, weil es laut Experten leistungssteigernd wirken soll. Die Gründe für das Verbot wurden Grindeks nicht mitgeteilt, sagte Bundulis.

Der bisher prominenteste Dopingfall mit Meldonium betrifft die russische Weltklasse-Tennisspielerin Maria Scharapowa, die ihren positiven Dopingtest vor einer Woche überraschend selbst bekanntgegeben hatte. Die Wada bestätigte am vergangenen Freitag bereits 99 Fälle mit dem Herzmedikament, die fast alle Sportler aus Osteuropa betrafen. Grindeks habe inzwischen zahlreiche Nachfragen zu dem Medikament erhalten. "Werbung mit Scharapowa - was kann man mehr wollen?", meinte Bundulis im Scherz.

Auch Entwickler verteidigt Präparat

Auch der lettische Biochemiker Ivars Kalvins, der das Medikament zu Sowjetzeiten in den 1970er Jahren entwickelt hat, hält Meldonium nicht für Doping. Vielmehr helfe es Athleten, hohen Belastungen standzuhalten, und schütze den Körper bei Sauerstoffmangel. "Es ist sowohl für Herzpatienten als auch Sportler bestimmt, da bei beiden - nur aus unterschiedlichen Gründen - der Herzmuskel beschädigt wird", sagte er der lettischen Zeitung.

Der englische Pharmakologe Mark Stuart enthüllte unlängst in einer Studie, dass bei den 1. Europa-Spielen 2015 in Baku bei 66 von 762 kontrollierten Athleten Meldonium im Urin nachgewiesen worden war. Damals war es aber noch nicht auf der WADA-Verbotsliste und deshalb nicht strafbar.

29 Packungen pro 1000 Einwohner in Russland

Mildronat gehört zu den erfolgreichsten Pharmaprodukten Lettlands. Es wird Patienten verabreicht, die an mangelhafter oder fehlender Durchblutung eines Gewebes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Den größten Umsatz erzielte Grindeks 2015 im benachbarten Russland - der Verbrauch lag dort bei 29 Packungen pro 1000 Einwohner. Auf dem lettischen Heimatmarkt lag er bei 86 Packungen pro 1.000 Einwohner

Grindeks zufolge gibt es etwa zehn Generika-Hersteller, vor allem in Russland und der Ukraine, die ähnliche Präparate vertreiben. Mit Ausnahme der baltischen Staaten sei Mildronat in Europa und auch in den USA nicht registriert.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.