Nach Bilanzskandal rund um den japanischen Elektronikkonzern Toshiba soll es neue Ermittlungen geben.
Tokio/Minato. Der japanische Elektronikkonzern Toshiba treibt angesichts des milliardenschweren Bilanzskandals mit dem Verkauf des Medizintechnikgeschäfts seinen Konzernumbau voran. Die Sparte gehe für umgerechnet 5,3 Mrd. Euro an den Konkurrenten Canon, teilte das Unternehmen gestern, Donnerstag, mit. Auch die Hausgerätesparte wird abgegeben.
Mit den Einnahmen rüstet sich Toshiba für die Aufräumarbeiten in der Bilanz. Zugleich kommen auf die Japaner womöglich neue Ermittlungen zu. In den USA gehen nun einem Bloomberg-Bericht zufolge Justizministerium und Börsenaufsicht Unregelmäßigkeiten bei der Nuklearsparte Westinghouse nach. Die US-Behörden untersuchen, ob es zu Betrug gekommen sei, berichtet die Agentur unter Berufung auf Insider. Zwar hätten die japanischen Behörden schon ermittelt. Da Westinghouse seinen Sitz aber in den USA habe, würden auch die US-Behörden aktiv. Ein Toshiba-Sprecher sagte, der Bericht werde geprüft. Toshiba-Aktien verloren am Donnerstag acht Prozent.
10.000 Jobs fallen weg
Toshiba hatte über Jahre seine Gewinne zu hoch ausgewiesen. Der Skandal brachte dem Konzern rote Zahlen ein und führte zum Rücktritt des Topmanagements. In der Folge hat Toshiba den Abbau von rund 10.000 seiner 200.000 Arbeitsplätze angekündigt.
Durch den Verkauf der Medizintechniksparte kann der Konzern nach eigenen Angaben im Geschäftsjahr 2016 einen Gewinn von 4,7 Mrd. Euro verbuchen. Über den Verkauf der Sparte, die etwa Röntgengeräte und Kernspin-Tomografen umfasst, ist seit Wochen spekuliert worden. In einem Bieterwettstreit hat sich Canon durchgesetzt. Die Mehrheit von Toshibas Geschäft mit weißer Ware – wie Kühlschränke oder Waschmaschinen – soll an die chinesische Midea-Gruppe abgegeben werden. (APA/Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2016)