Champions League: Die Auferstehung von München

4:2, der Jubel der Bayern: Thiago und Coman sind befreit.
4:2, der Jubel der Bayern: Thiago und Coman sind befreit.(c) REUTERS (MICHAELA REHLE)
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Ein Kraftakt der Bayern hat das Aus gegen Juventus gerade noch verhindert, Pep Guardiola zeigte dabei mehr Geschick als sein Gegenüber. Titelfavoriten sind dennoch andere.

München/Wien. Der katalanische Startrainer sah sich also veranlasst, die deutsche Mentalität zu preisen. Was war passiert? Lewandowski (73.) und Müller (91.) retteten den FC Bayern gegen Juventus Turin in die Verlängerung, dort schossen Thiago (108.) und Coman (110.) die Truppe von Pep Guardiola noch zum 4:2-Heimsieg (Hinspiel 2:2) und damit ins Viertelfinale der Champions League.

Das furiose Comeback war notwendig geworden, weil die überraschende Offensivtaktik von Juventus zunächst aufging – und David Alaba patzte. Erst ein Missverständnis mit Neuer, dann ein ungewohnter Ballverlust im Angriff: Pogba (5.) und Cuadrado (28.) waren zur Stelle, brachten die Turiner in Führung. „Das Spiel hat nicht so begonnen, wie wir uns das vorgestellt haben“, analysierte Alaba.

Tatsächlich waren die Bayern nach einer Stunde mit dem 0:2 gut bedient, Juventus wurde ein reguläres Tor aberkannt, die Gäste vergaben außerdem eine Konterchance nach der anderen. Der berüchtigte Bayern-Dusel darf also nicht gänzlich unerwähnt bleiben. Thomas Müller: „Es war klar: Wenn das 0:3 fällt, sind wir raus. Dass wir so spät den Ausgleich machen, ist natürlich ein bisschen glücklich.“ Zuvor hat die Juventus-Abwehr in zehn Ligapartien kein Gegentor zugelassen.

Doch auch Massimiliano Allegri, der sonst so gewiefte Taktiker auf der Juve-Trainerbank, hat die scheinbar schon geschlagenen Bayern noch vom Haken gelassen. Er tauschte Khedira, bis dahin im Zentrum grundsolide, gegen den unerfahrenen Sturaro. Und wenig später Morata, der als Vorbereiter geglänzt hatte, gegen Mandžukić, der wiederum nur mit Scharmützeln mit den Münchner Exkollegen in Erscheinung trat.

Guardiola bewies bei seinen Einwechslungen mit den Jokern Thiago und Coman das bessere Händchen, außerdem zeigte seine Ansprache vor der Verlängerung Wirkung. „Er hat gesagt, er schneidet uns die Eier ab“, erzählte Müller. Alaba war am Ende „erleichtert“, Guardiola ob der vier erzielten Tore gegen eine italienische Mannschaft aus dem Häuschen. „Das ist nicht einfach – wow!“

Zum 15. Mal hat der FC Bayern damit in der Champions League die Runde der letzten acht erreicht, so oft wie kein anderer Klub. Bei 14 Viertelfinalteilnahmen halten Titelverteidiger Barcelona und Real Madrid, beide Teams sind mögliche Viertelfinalgegner der Bayern. Auch ein vermeintlich leichtes Los wie Benfica Lissabon oder Wolfsburg ist möglich. Aufschluss bringt die heutige Auslosung (12 Uhr) in Nyon. Im Vorfeld hat Karl-Heinz Rummenigge einmal mehr eine Setzliste für die K.-o.-Runde gefordert. „Ich habe Achtelfinale gesehen, da habe ich fast abgeschaltet“, tönte der Bayern-Vorstandschef. „Und heute fliegt eine Mannschaft wie Juve, die vergangenes Jahr im Finale war, raus.“

Kunstkritiker Arsène Wenger

Neymar, Suarez und Messi stellten klar, dass der Titel ohnehin nur über Barcelona führt. Mit dem Gesamtscore von 5:1 wurde Arsenal verabschiedet, beim 3:1 im Camp Nou teilten sich die Sturmstars die Tore auf. „Wir haben gegen die besten Stürmern, die ich je gesehen habe, gespielt“, schwärmte Arsenal-Coach Arsène Wenger. „Zu einem gewissen Zeitpunkt im Fußball muss man Kunst bewundern.“

106 Tore hat das Angriffstrio in dieser Saison bisher geschossen, 38 Spiele in Folge ist Barcelona ungeschlagen. Angst vor dem Viertelfinalgegner hat Trainer Luis Enrique nicht, egal, wie dieser heißen mag: „Das einzige Team, das ich vermeiden möchte, ist Barcelona und ich glaube, es gibt keine Möglichkeit, auf sie zu treffen.“

AUF EINEN BLICK

Bayern München besiegte Juventus Turin 4:2 n. V. (gesamt 6:4) und steht wie Barcelona (3:1 gegen Arsenal, gesamt 5:1) im Viertelfinale der Champion League. Real Madrid, Atlético Madrid, Paris St. Germain, Manchester City, Wolfsburg und Benfica Lissabon komplettieren die Runde der letzten acht.

Die Auslosung findet heute im Uefa-Hauptquartier in Nyon statt (12 Uhr ).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2016)

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