Kammerschauspieler Heinrich Schweiger gestorben

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Der Schauspieler gehörte zum Ensemble des Burgtheaters, wo er als 18-Jähriger debütierte. Er spielte auch in Franz Antels Filmreihe "Der Bockerer" mit.

Der Wiener Kammerschauspieler Heinrich Schweiger ist heute, Dienstag, Mittag 77-jährig nach einem Herz-Kreislaufversagen infolge einer schweren Gehirnblutung in einem Salzburger Krankenhaus gestorben. Das teilte Schweigers Familie der APA mit. Der Schauspieler war seit 1983 in dritter Ehe mit  Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin des ersten Bezirks in Wien, verheiratet.

Mit 18 ans Burgtheater

Schweiger wurde am 23. Juli 1931 in Wien geboren und studierte dort am Max-Reinhardt-Seminar. 1948 war er am Theater in der Josefstadt engagiert, im Jahr darauf, als 18-Jähriger, bereits als Eleve am Wiener Burgtheater.

In Shaws "Candida" spielte er an der Seite von Paula Wessely, in "Don Carlos" war er Partner von Werner Krauß. Ab 1956 folgten Verträge am Bayerischen Staatsschauspiel München und am Düsseldorfer Schauspielhaus. Ab 1961 gehörte Schweiger - mit Unterbrechungen, u.a. 1989 bis 1992 wegen einer Herzkrankheit - wieder zum Burg-Ensemble.

Dort spielte der Kammerschauspieler die großen klassischen Rollen der Weltliteratur - gefeiert wurde er etwa als Shakespeares "Othello" (Regie: Fritz Kortner) und "Richard III." (Regie: Leopold Lindtberg). Er spielte Büchners Danton und den Dorfrichter Adam in Kleists "Der zerbrochne Krug", sowie in Stücken von Raimund, Nestroy und Schnitzler.

Als Mackie Messer ...

Schweiger war auch als Brechts Mackie Messer in der "Dreigroschenoper" oder als Hassenreuter in Hauptmanns "Die Ratten". zu sehen In seinen Soloprogrammen befasste er sich u.a. mit der "Dämonie der Gemütlichkeit" und bot einen "Streifzug durch die österreichische Seele".

Schweiger, der das Theater einmal als "schönste Zuflucht und große Leidenschaft" bezeichnet hat, gastierte in den 60er Jahren auch an der Freien Volksbühne Berlin (unter Erwin Piscator), am Theater am Kurfürstendamm Berlin (1965, unter Leonard Steckel) und am Thalia Theater Hamburg (1972/73 unter Boy Gobert).

... und als Teufel im "Jedermann"

Als Teufel und Mammon gehörte er zwölf Jahre lang zum Ensemble des Salzburger Festspiel-"Jedermann". Er führte auch mehrmals Regie, so 1979/80 bei Nestroys "Mädl aus der Vorstadt" (Akademietheater) und bei den Perchtoldsdorfer Sommerspielen.

Im Fernsehen trat Schweiger u.a. in "Tatort"-Folgen, in den Serien "Ringstraßenpalais" (1981) und "Kommissar Rex" sowie im "Seniorenclub" auf. Zu seinen Kinoerfolgen zählen u.a. die Hauptrolle in "Franz Schubert - ein unvollendetes Leben" (1957) und Franz Antels Filmreihe "Der Bockerer" (1981, 1996, 2000, 2003). Darin mimte er den Sowjetobersten Novotny.

Das Burgtheater-Ehrenmitglied, dem als 22-Jährigem in einer legendären Aufführung von Arthur Schnitzlers "Komtesse Mizzi" der Durchbruch gelang, trat nach intensiven Schaffensjahren mit zahlreichen großen Aufgaben in den vergangenen Jahren sichtlich leiser. Zuletzt war der Kammerschauspieler als Tiefenbach in Thomas Langhoff "Wallenstein"-Inszenierung an der Burg, im "Land des Lächelns" an der Volksoper (2008) sowie in der ORF-Serie "Der Winzerkönig" zu sehen.

Ehrungen für den Hobbyfotografen

Ausgezeichnet wurde Schweiger, der am Irrsee eine zweite Heimat gefunden hatte, unter anderem mit der Kainz-Medaille (1969), mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft 1. Klasse (1986), mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Salzburg für Verdienste um die Salzburger Festspiele (1987), mit der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien (1987), mit dem Berufstitel Professor (2003) und der Nestroy-Medaille (2008).

Mit dem Fotoband "Bilder eines Schauspielers" machte sich der Hobbyfotograf auch als Theaterchronist einen Namen.

Das Begräbnis soll voraussichtlich Mitte August stattfinden, hieß es heute gegenüber der APA.

(Ag.)

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