Lebensraum und Rohstofflieferant

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Holzwirtschaft. Am 21. März wird der Tag des Waldes begangen. Akademische Ausbildungen beschäftigen sich sowohl mit der Rolle des Waldes in Ökologie, Soziologie und Wirtschaft als auch mit der Nutzung des Rohstoffs Holz.

Pro Sekunde wächst in Österreich ein Kubikmeter Holz, etwa die Hälfte des Staatsgebietes ist mit Wald bedeckt. Angesichts dessen ist sein Wert im allgemeinen Bewusstsein vergleichsweise gering verankert. Akademisch wird der Wald nur an zwei Hochschulen genauer studiert, dafür fächern sich die Studiengänge zu einem breiten Spektrum auf, die verschiedene Aspekte beleuchten.

Klassiker der Studienmöglichkeiten rund um den Wald ist die Forstwirtschaft. In Österreich gibt es dafür ein Bachelorstudium an der Universität für Bodenkultur in Wien, das laut Programmbegleiterin Sonja Vospernik seit einigen Jahren auf steigendes Interesse stößt und im Vorjahr über 200 Erstsemestrige verzeichnet hat. Das Studium baut auf den drei Säulen Technik, Naturwissenschaften sowie Wirtschafts-, Sozial-, und Rechtswissenschaften auf. „Entsprechend sollten Studierende gute naturwissenschaftliche Grundlagen, und Interesse an Ökologie, Technik und Sozioökonomie mitbringen“, sagt Vospernik.

Auswahl beim Master

Für ein anschließendes Masterstudium würde die Wissenschaftlerin sowohl die naheliegende Studienrichtung Forstwissenschaft empfehlen als auch Alpine Naturgefahren/Wildbach- und Lawinenverbauung, Wildtierökologie und Wildtiermanagement, aber auch das internationale, aus der Entwicklungszusammenarbeit entstandene Masterstudium Mountain Forestry. In diesem Programm liege der Fokus auf Bergwaldbewirtschaftung, der bereits während des Bachelorstudiums gelegt werde. Die Akzentuierung auf Bergwälder und technische Fragestellungen prägen laut Vospernik das Bachelorstudium der Boku stärker als das an anderen bekannten Forstfakultäten, wie Laibach, Padua, Brünn, München, Freiburg oder Göttingen. Während sich die Forstwirtschaft mit den verschiedenen Funktionen des Waldes und deren Wechselwirkungen mit Boden, Klima, und Gesellschaft beschäftigt, geht es beim Boku-Bachelor Holz- und Naturfasertechnologie um die Nutzung des wichtigsten Waldproduktes.

„Einfach gesagt, beschäftigen wir uns mit allen Verarbeitungsprozessen, die einsetzen, nachdem der Baum gefällt ist, sowie mit der Nutzung von Naturfasern wie Flachs und Hanf für Werkstoffe“, sagt Wolfgang Gindl-Altmutter, Leiter des Instituts für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Boku. Als Beispiele für Verarbeitungsketten, die im Studium behandelt werden, nennt er die Sägeindustrie, alle Holzwerkstoffe wie Spanplatten oder Faserplatten sowie Werkstoffe für den Holzbau. Aufbauend auf den Bachelor wird ein Masterstudium Holztechnologie und Management angeboten. Die beiden Programme lösten vor zehn Jahren das Diplomstudium Holzwirtschaft der Boku ab und integrieren somit auch dessen 40-jährige Tradition.

Einziger FH-Studiengang

Den einzigen FH-Studiengang Österreichs rund um Holz bietet die FH Salzburg am Standort Kuchl an. „In Deutschland und in der Schweiz gibt es vergleichbare Studienangebote zu diesen Themenfeldern, und mit diesen Hochschulen wird auch ein aktiver Austausch über Studierende und Professoren betrieben“, sagt Alexander Petutschnigg, Leiter des Departments Holztechnologie und Holzbau. Der Bachelorstudiengang Holztechnologie und Holzbau in Salzburg unterscheidet sich vom Holztechnologiestudium der Boku aus Petutschniggs Sicht allein schon durch die unterschiedlichen Ausrichtungen von Universität und FH.

„Der wohl wesentliche Unterschied ist die Praxisorientierung. Der Studiengang Holztechnologie und Holzbau hat die Berufsbefähigung der Bachelorabsolventen zum Ziel, und so sind im Studienplan praxisnahe Studienprojekte, aber auch zahlreiche Soft Skills, zum Beispiel Sprachkompetenzen, verankert.“

Circa die Hälfte der Absolventen des Bachelorstudiums beginnt laut Petutschnigg nach dem Studium in Unternehmen zu arbeiten, oder gründet selbst Unternehmen. Die andere Hälfte belegt den Masterstudiengang Holztechnologie und Holzwirtschaft in Kuchl oder wählt eine andere Hochschule für das weitere Studium. Dabei würden österreichische, aber auch internationale Hochschulen gewählt, etwa in den USA oder Südafrika.

Die Absolventen des Masterstudiums seien befähigt, Führungskräfte in Unternehmen der Holzwirtschaft zu werden. Der Einstieg in das Berufsleben erfolge zwar nicht direkt in die Führungsposition, sondern in Positionen des mittleren Managements, jedoch gestalte sich deren Entwicklung in den Unternehmen oft sehr dynamisch. „Es gibt schon zahlreiche Absolventen, die in mittleren und großen Unternehmen der Holzwirtschaft Führungspositionen besetzen“, sagt Petutschnigg.

Web:boku.ac.at, fh-salzburg.ac.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2016)

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