Rosam: Mit „Falstaff“ nach Deutschland

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Lobbyist Wolfgang Rosam hat Mehrheit am Verlag übernommen.

Wolfgang Rosam kennt keine Krise. Zumindest nicht, wenn es um Wein und Essen geht. Es sei ein bisschen wie bei der „Presse am Sonntag“ und der Styria Media Group, sagt der einstige PR-Berater: „Gerade jetzt muss man etwas wagen.“ Bei Rosam bedeutet dies nicht ausschließlich Expansion im Kerngeschäft Lobbying – er führt im Hauptberuf Change Communication und ist Mitbegründer der Leading Advisors Group, der u.a. Dietmar Ecker, Monika Langthaler, Helmut Brandstätter und Peter Filzmaier angehören.

Rosam investiert in ein Magazin: Vergangene Woche erwarb er die Mehrheit am Falstaff-Verlag. Der Herausgeber des Restaurant-Guides „Falstaff“ hielt bisher 25 Prozent am Verlag, stockte nun auf 74 auf. Die beiden Falstaff-Gründer, Helmut Romé und Hans Dibold, scheiden als Gesellschafter aus, bleiben aber als Berater im Verlag. Dibolds Tochter Sonja Buttenhauser hält künftig 25, Schwiegersohn Klaus Buttenhauser ein Prozent an der Gesellschaft, erklärt Rosam der „Presse“.

Und: „Wir haben mit dem ,Falstaff‘ viel vor. 2010 soll er mittels Relaunch zu einem der schönsten Wein- und Gourmetmagazine im deutschsprachigen Raum avancieren, was auch die Herausgabe einer eigenen Deutschland-Nummer impliziert.“ Statt sechs soll es künftig acht Ausgaben pro Jahr geben. Soll heißen: Rosam will im deutschsprachigen Raum – langfristig – zur Nummer eins aufsteigen. Auf dem deutschen Markt ist derzeit noch der „Feinschmecker“ Platzhirsch. Aber dort ist ohnehin vieles im Umbruch: Mehrere Titel im Gourmet- und Weinbereich mussten bereits aufgeben oder kämpfen mit erheblichen Problemen.

Erpresste „Gault Millau“ die Winzer?

Und: Gerade der Weinjournalismus ist in Deutschland nicht unumstritten, wie der jüngste Rücktritt von Armin Diel beweist, der 15 Jahre lang Chefredakteur des einflussreichen Weinführers von „Gault Millau“ war. Diel hatte Winzern angeboten – manche meinen: Er habe die Winzer erpresst –, für knapp 200 Euro umfassend dargestellt zu werden. Der Aufschrei der großteils prominenten Winzer war effizient: Weinmacher boykottierten den Guide, der musste nachgeben. Im Christian-Verlag, der den „Gault Millau“ herausgibt, sprach man von einer Kampagne gegen das Haus.

Vorerst nicht mit einem Wein-Guide, aber mit dem „Falstaff“ drängt nun der kleine österreichische Verlag (20 Mitarbeiter) auf den Markt. Nächstes Jahr wird das Gourmetmagazin 30 Jahre alt und ist damit Österreichs ältestes seiner Art. no

Leserbrief zu diesem Artikel

Marketingpaket des Verlags

„Rosam: Mit ,Falstaff‘ nach Deutschland“, 15. Juli 2009

Unsere Bestürzung über Ihre Darstellung der Hintergründe zum Rücktritt Armin Diels ist groß. Sie schreiben, Armin Diel hätte Winzern angeboten, für knapp 200 Euro umfassend im „Gault Millau WeinGuide“ dargestellt zu werden. Darüber hinaus ist von einer Erpressung seitens Diels die Rede und auch davon, dass der Christian Verlag dem Boykott der „Weinmacher“ nachgeben musste. Diese Behauptungen sind in allen Punkten falsch. Wir stellen klar:

1.) Nicht Armin Diel, sondern der Christian Verlag hat den im „Gault Millau WeinGuide Deutschland“ vertretenen Weinbaubetrieben ein Marketingpaket angeboten.

2.) Die Abnahme des für 195 Euro freiwillig zu beziehenden Marketingpakets hat keinerlei Einfluss auf Aufnahme oder Bewertung von Weingütern und Weinen im „Gault Millau WeinGuide“.

3.) Die Redaktion des „Gault Millau WeinGuides“ ist gänzlich frei in der Auswahl und Bewertung der Weingüter und der vorgestellten Weine.

4.) Für die Verkostung der Weine und deren Besprechung im „WeinGuide“ ist kein wie auch immer gearteter Beitrag zu bezahlen.

5.) Angesichts der vielen positiven Rückmeldungen vonseiten der Winzer sieht der Christian Verlag keine Veranlassungen, das Marketingangebot zurückzuziehen. Mehr als 450 Winzer haben die Offerte bereits angenommen.

Clemens Schüssler, Clemens Hahn, Kerstin März Christian Verlag GmbH, München

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2009)

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