Lebensmittel: Pensionisten wettern gegen "Österreich-Aufschlag"

Einkauf im Supermarkt
Einkauf im SupermarktErwin Wodicka - BilderBox.com
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Der Konsumentenschutz fordert ein härteres Vorgehen bei Verstößen der Händler. Der Handelsverband sieht in den heimischen Rahmenbedingungen die Ursache für die höheren Preise.

Keine Pensionsanpassung und keine Steuerentlastung kann ausgleichen, was die Teuerung Österreichs Pensionisten Tag für Tag aus ihren Börseln stiehlt. Der Pensionistenverband Österreichs (PVÖ) nimmt die Preise in Österreichs Supermärkten und Drogerien aufs Korn. Sie seien die zweitteuersten in Europa, wettert Harald Glatz, Konsumentenschutzsprecher des Verbandes. „Limonaden sind in Österreichs Supermärkten um fast 60 Prozent teurer als in Deutschland, Mineralwasser um fast 40 Prozent“, führt er an und schiebt ein weiteres Beispiel nach. Die gleichen Butterkekse kosten in einem Wiener Supermarkt um fast 70 Prozent mehr als in München.

Auch die Drogeriemärkte kommen bei dem Rundumschlag nicht ungeschoren davon. So zahle man für eine Dose Nivea Creme in Deutschland unter drei Euro, in Österreich dagegen fast sechs Euro. Als Ursachen für diese Situation „mit unverhältnismäßig hohen Preisen“ ortet Glatz den Österreich-Aufschlag, die hohe Marktkonzentration und illegale Preisabsprachen.

Beispiele einschicken

Die Konsumentenschützer fordert, dass unrechtmäßig erwirtschafteten Gewinne von den verurteilten Handelsketten abgeliefert werden müssen. Zudem sollte es zu einer personellen und finanziellen Aufstockung der Bundeswettbewerbsbehörde kommen, damit diese besser den Kontrollaufgaben nachkommen könne.

Von ÖVP-Wirtschaftsminister Mitterlehner erwartet der Pensionistenverband ein härteres Vorgehen gegen Preissünder und illegale Preisabsprachen. Neben der Veröffentlichung der Namen der betroffenen Firmen müssten diese zudem so hart abgestraft werden, dass sie gar nicht in Versuchung geraten, zu Wiederholungstätern zu werden, so Glatz. Die Österreicher ruft er auf, Beispiele für den Österreich-Aufschlag an den Verband zu schicken.

Handelsverband will Aufklärung

„Nicht belegbar“ nennt der Handelsverband die Anschuldigungen und sieht im Vorgehen des PVÖ eine rufschädigende Kampfansage. Er spricht sich für Aufklärung aus. Die Fakten, die zu Preisvergleichen führen, müssen den Konsumenten transparent dargelegt werden, Ansonsten handle sich bei der Initiative des Pensionistenverbands um die Fortsetzung der AK-Desinformation. Der Handelsverband spreche sich ebenfalls ganz klar für die Sanktionierung von Fehlverhalten aus, so Geschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung.

Beim Handelsverband sehe man nicht einzelne schwarze Schafe als Ursache, sondern laut einer Studie des Linzer Wirtschaftsökonomen Friedrich Schneider viele negativ beeinflussende Rahmenbedingungen in Österreich.
Dabei konnte nachgewiesen werden, dass österreichische Besonderheiten einen viel höheren Einfluss auf die Preisgestaltung in Österreich haben als allgemein bekannt sei, wird Schneider zitiert. Höhere Lohnnebenkosten, höhere Steuern, teurere Verkehrswege, eine höhere Filialdichte, ein effizienter Vollzug von Gesetzen, der kleine österreichische Markt und höhere Stückkosten führen schlussendlich auch zu höheren Preisen.

(red./herbas)

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