In St. Pölten wurde am Areal der 2008 geschlossenen Firma Glanzstoff Österreichs höchster Ziegelschornstein gesprengt. Der Schlot fiel innerhalb weniger Sekunden in sich zusammen.
Nach drei Sekunden war alles vorbei: Österreichs höchster Ziegelschornstein am Areal der 2008 geschlossenen Firma Glanzstoff in St. Pölten ist Geschichte. Pünktlich um 14 Uhr wurde am Freitag die Sprengung des 86 Meter hohen Schornsteins unter Anwesenheit zahlreicher Schaulustiger, darunter auch ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens, von der Sprenggruppe des Bezirksfeuerwehrkommandos St. Pölten durchgeführt. Alles verlief planmäßig, der Schornstein fiel binnen weniger Sekunden gerade in sich zusammen.
Rund 210 Bohrlöcher sowie spezielle Fallschlitze, welche die berechnete Fallrichtung gewährleisten sollen, wurden durch die Experten der Sprenggruppe bereits gefertigt. Laut Feuerwehr wurden rund 32 Kilogramm Sprengstoff eingesetzt, die in neun Stufen im Millisekundenabstand zur Explosion gebracht werden sollten.
Schornstein ist Sicherheitsrisiko
Der Ziegelschornstein, der 1929 errichtet wurde und eine ursprüngliche Höhe von 100 Metern hatte, wurde vor rund 15 Jahren auf 86 Meter "gekürzt". Trotz dieser Verringerung um 14 Meter blieb der Glanzstoffschornstein der höchste seiner Art in Österreich. Die Sprengung wurde nun erforderlich, da ein Sicherheitsrisiko bestehe, erklärte eine Rathaus-Sprecherin: "Wenn der Schornstein lange nicht in Betrieb ist, wird das Material spröde und kann abbröckeln."
Das Video auf Youtube
Mitte Juli 2008 hatte die Geschäftsführung das Aus für den Standort St. Pölten mit Jahresende bekanntgegeben. Die behördlichen Auflagen nach dem Brand in der Abluftanlage im Jänner zuvor seien technisch-wirtschaftlich nicht umsetzbar, wurde der Schritt begründet. Zur Zukunft des Glanzstoff-Areals könne der Magistrat nichts sagen, da das Gelände des Viskosegarn-Herstellers noch immer im Privateigentum stehe und der Eigentümer mit der Stadtplanung "bisher nicht kommuniziert" habe, hieß es im Rathaus.
Zukunft des Areals ist noch offen
Vom Standpunkt der Flächenwidmung aus sei künftig jede Neunutzung denkbar, ausgenommen ein Industriegebiet - wegen der Wohnumgebung - und ein Einkaufszentrum, dafür wäre der Verkehrsanschluss unzureichend. Aus Sicht des Rathauses wäre eine "typische, gemischte Kerngebietsnutzung wünschenswert". Durch die Nähe zum Krankenhaus und zur Fachhochschule würde sich ebenfalls ein Universitätsstandort anbieten, wie es etwa bei der alten Tabakfabrik in Krems (Donau-Universität) oder der ehemaligen Nervenklinik Gugging (I.S.T. Austria) der Fall war.
(APA)