Wie viel Unternehmen ihren Beratern zahlen

Studie. 118.000 Euro investieren heimische Unternehmen im Schnitt jedes Jahr in ihre Berater. Deren Honorar hängt stark vom Projektvolumen ab. Mehr und mehr wird es auch an Erfolg und höchstpersönliche Umsetzung geknüpft.

Der Bedarf an Beratungsleistungen werde spürbar steigen, prophezeit Tina Deutsch. Nicht ganz uneigennützig: Die frühere Senior-Managerin von Deloitte Human Capital ist nun Kogründerin der Beraterplattform klaiton.com.

Deutsch erwartet einen signifikanten Nachfrageschwung vor allem bei Trendthemen wie Industrie 4.0 oder der Digitalisierung von Geschäftsmodellen, so das Ergebnis einer Umfrage unter 115 repräsentativen D-A-CH-Unternehmen, 69 Prozent davon in Österreich.

Doch das sind ausgerechnet jene Felder, in denen derzeit die wenigsten Projekte laufen. Lieber widmen sich die Unternehmen Beraterprojekten in Finance, Marketing und Vertrieb, Operations, HR und IT. Das könne gefährlich werden, meint Deutsch. Wichtiger wäre, sich an Strategie und Organisation zu wagen. Schon wegen des Zeitvorsprungs: „Wer wartet, gibt dem Mitbewerb die Chance, schneller zu sein.“

Budgets können sich sehen lassen

Im Schnitt 2,5-mal pro Jahr beauftragen die Unternehmen Berater (ein- bis zweitägige Expertenworkshops eingerechnet). Die Budgets dafür können sich sehen lassen: Die österreichischen Befragten investieren im Schnitt 118.000 Euro pro Jahr in Berater. In Deutschland sind es 107.000 Euro, in der Schweiz 75.000 Euro. 44 Prozent aller Projekte haben ein Volumen zwischen 5000 und 50.000 Euro.

Ob sie sich rechnen? Per Definition tun sie das, wenn die Wertsteigerung durch das Projekt dessen Kosten übersteigt. Doch allzu selten wird im D-A-CH-Raum das Honorar mit dem Erfolg verknüpft. Laut Studie haben zwei Drittel aller Verträge noch keine erfolgsbasierten Komponenten hinterlegt. Nur sieben Prozent der Unternehmen bauen „immer“, elf Prozent „meistens“ messbare Ziele ein.

Krempelt die Ärmel hoch

Deutsch ist überzeugt davon, dass sich auch hierzulande zwei internationale Trends durchsetzen werden, wenn auch mit Verzögerung: einerseits, erfolgsabhängige Komponenten in den Vertrag einzubauen, andererseits, die Ergebnisse vom Berater selbst umsetzen zu lassen. Als Konsequenz muss dieser zunehmend auch Implementierungskompetenz mitbringen.

Wie findet ein Unternehmen „seinen“ Berater? 94 Prozent klagen, dass das nicht sehr leicht sei. Relevanteste Quellen bleiben das persönliche Netzwerk, Empfehlungen und der bisherige Berater. Laut Studie verlieren diese Quellen jedoch wegen Internet und Online-Plattformen an Bedeutung.

Wie Unternehmen selektieren

Bei der Auswahl schauen die Auftraggeber zuallererst auf die Fachexpertise. Dann folgen Projekt- und Kundenreferenzen und schließlich – Tendenz steigend – der Tagessatz. Hier gilt: Je größer das Projekt, desto höher darf auch der Tagessatz sein.

Beträgt das Projektvolumen unter 5000 Euro, darf ein Berater im Schnitt nicht mehr als 1139 Euro pro Tag verlangen. Beträgt das Volumen bis zu 250.000 Euro, klettert der Tagessatz auf den Spitzenwert von 1931 Euro. Für noch größere und daher eher langfristige Projekte wird ein Rabatt erwartet. Hier pendelt sich der Tagessatz bei 1544 Euro ein (siehe Grafik).

Detail am Rande: Der Ruf eines Beraterhauses verliert bei der Auswahl mehr und mehr an Bedeutung. Wichtiger wird die Verfügbarkeit des Gesuchten.

("undefined", Print-Ausgabe, 02.04.2016)

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