Gridling: "Wir sind keine Sozialarbeiter"

Peter Gridling
Peter Gridling Die Presse
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Die Zivilgesellschaft muss bei der Deradikalisierung helfen.

Wien. Es war ein bühnenreifer Auftritt. Kerzengerade stellte sich Verfassungsschutz-Chef Peter Gridling Donnerstagabend im Theater Akzent vor sein Publikum und schilderte einen gewöhnlichen Arbeitsalltag („Sie sind mit dem Taxi unterwegs“), an dessen Ende er schließlich eine Bombe hochgehen lässt. „Das ist Terrorismus, dem Sie alle zum Opfer fallen können“, donnerte er von der Bühne. Ein Satz, den er noch öfter an diesem Abend wiederholen wird. Gridlings Auftritt fand im Rahmen der Veranstaltung „Am Puls“ des Wissenschaftsfonds FWF und der Agentur PR&D zum Thema Deradikalisierung statt. 267 Österreicher hätten bereits beschlossen, nach Syrien zu gehen, 44 von ihnen seien tot, 79 zurückgekehrt, zudem wisse man noch von 100 Kämpfern vor Ort.

Er mache kein Hehl daraus, dass die Polizei Rückkehrer als Bedrohung sehe, so Gridling, dennoch könne die Polizei das Problem nicht allein lösen. „Polizisten sind keine Sozialarbeiter“, und: „Bei der Deradikalisierung endet die Rolle der Polizei und beginnt die Rolle der Gesellschaft.“ Deswegen seien Stellen wie die Beratungsstelle Extremismus oder das europäische Deradikalisierungsnetzwerk RAN so wichtig, ebenso die Zusammenarbeit mit Schulen. Denn Radikalisierung funktioniere immer gleich: Jemand habe eine Identitätskrise, orientiere sich neu, würde alte Kontakte abbrechen und gerate außer Kontrolle. (win)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2016)

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