1400 Flüchtlinge fanden heuer Arbeit

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Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Österreich verlangsamt sich und betrug im März 2,4 Prozent. Von 10.000 zusätzlichen Arbeitslosen waren drei Viertel Flüchtlinge.

Wien. Im Vorjahr stellten in Österreich 90.000 Menschen einen Asylantrag. Wer einen positiven Bescheid erhält, hat damit auch die Erlaubnis, in Österreich zu arbeiten. Aber nur ein Bruchteil der Flüchtlinge hat bisher einen Job. In den Monaten Jänner, Februar und März nahmen in Österreich 1412 Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte eine Arbeit auf, so die Daten des Arbeitsmarktservice (AMS). Im Vorjahr fanden knapp 5900 Flüchtlinge mithilfe des AMS Arbeit. Subsidiär Schutzberechtigte sind Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die aber nicht abgeschoben werden, weil ihnen in ihrem Heimatland etwa Folter oder der Tod drohen.

Die meisten Flüchtlinge fanden heuer in Wien einen Job (589), die wenigsten im Burgenland (7). In Oberösterreich arbeiten viele Asylwerber als Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft. Flüchtlinge kommen meist in niedrig qualifizierten und schlechter bezahlten Bereichen unter, etwa als Lagerarbeiter oder Küchengehilfen. Viele sind auch in der Gebäudereinigung beschäftigt. Das AMS erwartet, dass heuer zusätzlich 30.000 Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte auf den Arbeitsmarkt drängen.

Wohnortpflicht gefordert

Die Flüchtlingskrise manifestiert sich zunehmend in der Arbeitslosenstatistik. Im März verzeichnete das AMS einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von den 10.135 zusätzlichen Arbeitslosen waren rund drei Viertel Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte. In Summe sind derzeit rund 18.498 Asylberechtigte und 4176 subsidiär Schutzberechtigte beim AMS arbeitslos gemeldet. Zwei Drittel der arbeitslosen Flüchtlinge leben in Wien.

Die Neos fordern deshalb eine Residenzpflicht für Flüchtlinge: Sie soll das Abwandern von Flüchtlingen nach Wien wegen der Mindestsicherung verhindern. Stattdessen sollen Flüchtlinge verstärkt in Bundesländern leben, in denen sie auch Aussichten auf einen Job haben, etwa in Westösterreich mit seinem starken Tourismus. Wie „Die Presse“ berichtete, prüft das Sozialministerium derzeit eine solche „Wohnortpflicht“.

950.000 sind einmal arbeitslos

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit hat sich im März deutlich verlangsamt. Ein Jahr zuvor gab es noch eine Steigerung von 6,5 Prozent.

Nach dem Gesundheits- und Sozialwesen (plus 7,1 Prozent) war vor allem der Handel betroffen: Die Branche verzeichnete im März um 4,2 Prozent mehr Arbeitslose. Dafür verantwortlich war vor allem die Pleite der Handelskette Zielpunkt. Diese wiederum traf vor allem Frauen. Daher erhöhte sich die Arbeitslosigkeit der Frauen im vergangenen Monat um 4,3 Prozent, die der Männer um 0,5 Prozent. Auf dem Bau war die Arbeitslosigkeit sogar um sieben Prozent rückläufig, was auf das milde Wetter zurückzuführen ist. Unter dem Strich waren Ende März in Österreich 438.654 Menschen arbeitslos, inklusive 71.078 Schulungsteilnehmern.

Das Arbeitsmarktservice zählt dabei jene Menschen, die an einem Stichtag Ende des jeweiligen Monats als arbeitslos gemeldet sind. Im Gesamtjahr 2015 waren das 354.332 Personen. Das ist aber immer nur eine Momentaufnahme. Interessant ist aber noch eine andere Zahl: Jene der von Arbeitslosigkeit Betroffenen. Dabei wird die Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum gemessen. Laut aktuellen Zahlen des AMS waren im Vorjahr 951.034 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Das heißt, sie waren zumindest für einen Tag im Jahr arbeitslos gemeldet.

Die Zahl jener, die den Job verlieren, steigt seit mehreren Jahren stetig an (siehe Grafik). Das liegt vor allem an der steigenden Konkurrenz. Mehr Menschen drängen auf den Arbeitsmarkt. Zudem schaffen es aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage immer weniger Unternehmen, ihre Mitarbeiterzahl zu halten. Salopp ausgedrückt heißt das, dass mehr Firmen als früher ihre Mitarbeiter „stempeln schicken“, wenn gerade weniger zu tun ist. Vor allem auf dem Bau und im Tourismus ist das ein gängiges Modell.

Häufiger, aber kürzer ohne Job

Die Tendenz gehe in Richtung häufigerer, aber kürzerer Arbeitslosigkeit, so das AMS. Die meisten Arbeitslosen in Österreich finden nämlich recht schnell wieder einen Job. 70 Prozent der Betroffenen haben innerhalb von drei Monaten eine neue Stelle, der Großteil schon binnen eines Monats.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2016)

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