Bernd Wiesberger schlägt am Donnerstag zum zweiten Mal beim traditionsreichen Masters in Augusta ab und will „vier Tage lang bestes Golf zeigen“. Rory McIlroy fordert die Favoriten um Titelverteidiger Jordan Spieth und Jason Day.
Augusta/Wien. Auf sattem Grün und inmitten der typischen Blütenpracht schlagen am Donnerstag (ab 21 Uhr, live Sky) die weltbesten Golfer im Augusta National Golf Club beim ersten Major-Turnier des Jahres ab. Das Masters genießt ob seiner Tradition und Eigenheiten das höchste Prestige, den Mythos entlang der Magnolia Lane kennt Bernd Wiesberger nach seiner Premiere im Vorjahr aus eigener Erfahrung. „Man merkt, dass dieser Ort eine besondere Geschichte hat und die Zuschauer diese auch zu schätzen wissen“, betonte Österreichs Nummer eins. Das kleinste Teilnehmerfeld und ein striktes Verhaltensprotokoll für Spieler wie die zigtausenden Gäste (engl.: patrons) sorgen für einen einzigartigen Charme.
2015 klassierte sich Wiesberger als bester Debütant auf dem 22. Rang und fand Gefallen am anspruchsvollen Platz mit seinen welligen Grüns, dessen 18 Löcher alle nach Blumen benannt sind. „Man muss das Risiko für jeden einzelnen Schlag gut abwägen und wissen, welche Spots man treffen soll und darf“, sagte der 30-Jährige. Im Vergleich zum regenreichen Vorjahr präsentieren sich die Grüns heuer jedoch härter und schneller, was nicht unbedingt dem Geschmack des Burgenländers entspricht.
Dafür steht Wiesberger voll im Turnierrhythmus, denn statt der Vorbereitung in der Heimat absolvierte er diesmal zwei PGA-Turniere im Vorfeld. „Es ist wichtig, dass ich mich öfter mit den besten Spielern der Welt messen kann, und speziell vor dem Masters haben die Turniere in Amerika ein stärkeres Starterfeld.“ Zur absoluten Topform hat Wiesberger heuer noch nicht gefunden, mit Platz 14 beim Auftakt der WGC-Serie in Miami aber sein bestes US-Resultat geschafft. „Bisher gab es einige sehr positive Punkte, aber natürlich auch Schwächen, an denen es zu arbeiten gilt“, meinte der Weltranglisten-39. Im Kampf um die erste Ryder-Cup-Nominierung gilt es für Wiesberger, derzeit 14. der Europa-Liste, Punkte zu sammeln, eine konkrete Platzierung hat der dreifache European-Tour-Sieger in Augusta aber nicht als Ziel. „Ich will vier Tage lang mein bestes Golf zeigen und erspielte Chancen nutzen“, kündigte er an. Eine heimische Bestmarke könnte fallen: Das beste Major-Resultat hält nach wie vor Markus Brier mit einem zwölften Platz bei den British Open 2007.
Kampf um das grüne Jackett
In Augusta sind bis auf Jim Furyk die Top 50 der Welt vertreten, als Favoriten gelten der Weltranglistenerste Jason Day (AUS) und Titelverteidiger Jordan Spieth (USA). Aber auch Rory McIlroy möchte endlich einmal in das grüne Jackett schlüpfen, der Masters-Sieg fehlt dem Ex-Weltranglistenersten noch, um als erst sechster Spieler den Karriere-Grand-Slam zu schaffen. „Natürlich ist das eine große Motivation, aber ich nehme es wie jedes andere Turnier“, sagte der Vorjahres-Vierte. 2011 hatte der Nordire bereits die große Siegchance, verspielte jedoch am Schlusstag einen Vier-Schläge-Vorsprung. (swi)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2016)
