Feuer vom Himmel: Asteroid hat Massensterben ausgelöst

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Anhand von Diamanten will ein US-Geologe nachweisen, dass ein Asteroid ein Massensterben vor 12.900 Jahren ausgelöst hat. Damals verschwand ein Großteil der Tierwelt spurlos.

Irgendetwas Mysteriöses geschah vor etwa 12.900 Jahren in Nordamerika. Die Eiszeit war gerade zu Ende, da wurde es wieder kühl – auf der ganzen Nordhalbkugel –, die jüngere Dryas begann. Viele Bewohner gingen, Mammuts, Pferde, Kamele. Auch die Menschen, zumindest finden sich 600 bis 800 Jahre lang keine Spuren von ihnen. Erfroren können sie nicht sein, die Tiere hatten die Eiszeit überlebt, und die Menschen waren in ihr eingewandert, von Asien über die Beringstraße, sie lag trocken, weil so viel Wasser in Eis gebunden war.

Aber was dann? Wenig umstritten ist, warum es wieder kälter wurde, es lag am Ende der Eiszeit selbst: Die hatte riesige Schmelzwasserseen hinter Eiswänden aufgestaut, irgendwann brachen sie durch, bahnten sich ihren Weg in den Nordatlantik und legten dort die Meeresströmungen lahm, die vom Nordatlantik (in der Tiefe) kaltes Wasser in den Süden bringen und in ihn (an der Oberfläche: Golfstrom) warmes zurück.

„Blitzkrieg“, Klima, Impakt?

Dieses Szenario ist weithin akzeptiert, obwohl man die riesigen Canyons nicht gefunden hat, die das ausströmende Schmelzwasser gegraben haben muss, und obwohl der Golfstrom Europa wärmt, nicht Nordamerika. Aber bei den Tieren und Menschen ist der Streit heftig, eine Fraktion setzt darauf, dass die Menschen – Clovis – in einem „Blitzkrieg“ alle großen Tiere ausgerottet haben. Dafür spricht, dass die Clovis Jäger mit hoch entwickelten Waffen waren – und dass sie neu waren, die Tiere kannten sie nicht –, dagegen sprechen die Größe des Gebiets und die Geschwindigkeit des Geschehens, man kennt auch keine „Schlachtfelder“.

Wenn es aber nicht der Mensch war, und das Klima auch nicht? Dann fiel Feuer vom Himmel! Darauf setzt seit Jahren Douglas Kennett (University of Oregon): Er vermutet, ein Himmelskörper sei auf die Erde niedergegangen – oder über ihr explodiert – und habe erst eine Feuerwalze und dann, durch den Rauch, die Kälte ausgelöst. Er hat schon viel zusammengetragen, „schwarze Matten“ etwa, kohlehaltige Schichten am Ende der Clovis-Kultur, sie deuten auf große Brände. Und direkt unter ihnen gibt es – Diamanten. Sie hat Kennett nun in Kalifornien gefunden, und zwar in der seltenen Diamantenform Lonsdaleit, die auf der Erde „nur in Meteoriten und Einschlagkratern“ bekannt ist. Ergo: Ein „giant impact“ stand hinter dem Massensterben, wie vor 65 Millionen Jahren bei dem der Saurier (Pnas, 20. 7.).

Das Problem ist nur, dass man keinen Einschlagkrater kennt. Und Kennetts Kritiker lassen sich auch vom jetzigen Fund nicht umstimmen. „Diese Diamanten sind kein Impakt-Charakteristikum.“ Christian Köberl (Uni Wien) zur „Presse“: „Es gibt die begründete Vermutung, dass sie auch anders entstehen können. Und wenn sie durch den Schock eines Impakts entstanden wären, müsste auch anderes geschocktes Gestein da sein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2009)

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