RSO im Konzerthaus: Perfekte Symbiose bei Prokofieff

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Konzerthaus(c) Clemens Fabry
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Dem Orchester unter Andrey Boreyko und Solist Sergej Krylov gelang eine exemplarische Aufführung.

Es gibt, grob gesagt, den Typus Rampensau, und es gibt den Typus Teamspieler. Selten aber fallen diese beiden Idealtypen in einer Person zusammen. Der russische Geiger Sergej Krylov ist so ein rares Exemplar. Er musizierte mit dem RSO Wien unter Gastdirigent Andrej Boreyko Prokofieffs erstes Violinkonzert, und es war tatsächlich ein „mit“, wie man es selten erlebt (und ohne das dieses Werk, bei dem Solostimme und Orchesterpart eine derart starke Einheit bilden, gar nicht adäquat darstellbar ist).

Freilich, nicht nur beim Tango braucht es zwei, damit die Sache funktioniert, aber da auch Boreyko ein ungemein rücksichtsvoller und umsichtiger Gestalter ist, dessen Ohren förmlich zum Solisten hinüberzuwachsen schienen, wurde das Publikum am Donnerstag im Wiener Konzerthaus Zeuge einer exemplarischen Aufführung. In perfekter Symbiose bauten sie vom verhaltenen Beginn im Andantino weg das Werk auf, der präsente, aber nie aufdringliche Geigenton Krylovs das Orchester umgarnend, dieses im Gegenzug seine Impulse beredt kommentierend. Immer wieder ergeben sich spannende kammermusikalische Dialoge zwischen der Geige und Orchestersolisten, etwa dem Cello im ersten Satz. Krylov artikuliert prägnant, mit Witz, gelegentlich resch, aber nie rotzig (das sparte er sich für Paganini im Zugabenteil auf). Er konnte seinen Geigenton aber auch herrlich flirren und glitzern lassen bis ins feinste, der Welt fast abhandenkommende Pianissimo.

Mit geerdetem Klang

Das Risiko, der Welt abhandenzukommen, besteht bei Schostakowitschs erster Symphonie, dem zweiten Hauptwerk des Abends, nicht. Mit geerdetem Klang und präzise formulierend führte Boreyko das RSO durch das abwechslungsreiche Werk des 19-Jährigen, das ruhig öfter auf den Programmzetteln stehen könnte. Das gute Einvernehmen zwischen Dirigent und Orchester war auch bei Franz Schrekers „Nachtstück“ und einem von Gustav Mahler verworfenen Satz seiner „Ersten“ (eher von enzyklopädischem Interesse) deutlich zu spüren. Wie man seit Kurzem weiß, wird ja ein neuer Chef gesucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2016)

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