Fed-Chef: Erholung der Wirtschaft in Sicht

Ben Bernanke
Ben Bernanke (c) AP (J. Scott Applewhite)
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In seiner Rede im US-Kongress spricht Fed-Chef Bernanke von einer leichten Erholung der US-Wirtschaft. Sorgen bereitet ihm aber der schwache Arbeitsmarkt. Die Fed werde an der Niedrigzinspolitik auf längere Zeit festhalten, so Bernanke.

Trotz des absehbaren Endes des Rezession wird es laut US-Notenbank-Chef Ben Bernanke vorerst keine Abkehr von der Nullzinspolitik geben. "Der Offenmarktausschuss der Fed ist der Meinung, dass die ultralockere Geldpolitik noch für eine längere Zeit angemessen sein wird", sagte Bernanke am Dienstag laut Redetext vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des US-Kongresses. Die Fed sei aber für einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik gerüstet, wenn die Zeit dafür gekommen sei. Sie werde sicherstellen, dass die expansive Geldpolitik "rechtzeitig und reibungslos" zurückgefahren werde, versicherte der Notenbankchef.

Die vom Markt trotz der etwas besseren Wirtschaftsaussichten als trübe eingeschätzte Konjunkturprognose von Bernanke hat die US-Börsen am Dienstag belastet. Die Wall Street drehte nach Bekanntwerden der Rede ins Minus.

Eineinhalb Jahre nach Beginn der schwersten Rezession seit Jahrzehnten sieht Bernanke die amerikanische Wirtschaft auf dem Weg der Besserung. Mit Sorge blickt er auf den schwachen Arbeitsmarkt. Der Konjunkturabschwung habe sich allem Anschein nach "erheblich verlangsamt", während es bei Nachfrage und Produktion "vorsichtige Zeichen der Stabilisierung" gebe, erklärte Bernanke am Dienstag. Er räumte jedoch ein, dass sich die Lage auf dem Jobmarkt nach wie vor verschlechtere und die Arbeitslosenquote steige.

Niedrige Leitzinsen bleiben - vorerst

Der Leitzins werde angesichts des Zustandes der Wirtschaft für "längere Zeit" voraussichtlich "aussergewöhnlich niedrig" bleiben, erklärte der Chef der Fed. In den vergangenen Monate habe es jedoch "bemerkenswerte Verbesserungen" gegeben: Risikoaufschläge in Kreditmärkten und die Risikoscheu der Investoren seien geringer geworden.

"Viele Märkte funktionieren wieder normaler", sagte Bernanke. Die Börsen seien wieder auf dem Stand vom Jahresende 2008 und die Banken hätten sich erhebliches Kapital beschafft. Für nächstes Jahr erwarte die Zentralbank eine "schrittweise Erholung", die sich 2011 dann beschleunige, sagte der Fed-Chef.

Der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit sei gegen Ende des Jahres zu erwarten. "Trotz des prognostizierten Rückgangs 2010 und 2011 bleibt die Arbeitslosigkeit deutlich über der Rate, die der Offenmarktausschuss der Fed für längerfristig tragfähig hält", sagte Bernanke.

Der Notenbankchef zeigte sich optimistisch, einen befürchteten Preisauftrieb im Zuge der Konjunkturerholung in den Griff bekommen zu können. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Instrumente haben, um im Bedarfsfall die Zinsen anzuheben, um unser Ziele von Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu erreichen."

Die Maßnahmen im Kampf gegen die Krise könnten "sanft und zeitgerecht" zurückgefahren werden, unterstrich der Zentralbankchef. Die Fed habe "beträchtliche Zeit" darauf verwendet, an einer Strategie zur Beendigung der massiven Stützungsmassnahmen zu arbeiten.

Im Kampf gegen die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit Jahrzehnten fuhr die Fed den Leitzins auf ein historisches Tief zwischen null und 0,25 Prozent zurück.

Zudem pumpte sie Hunderte Milliarden Dollar in das krisengeschüttelte Finanzsystem, weitete ihre Notkredite für Banken massiv aus, stützte den wichtigen Markt für Unternehmensanleihen und rettete Finanzunternehmen vor dem Untergang.

Nulltarif für Banken

Die Banken können sich seit Monaten fast zum Nulltarif bei der Federal Reserve mit Geld eindecken. Die Fed will mit der Politik des billigen Geldes die Konjunktur ankurbeln. Allerdings steigt damit auch die Inflationsgefahr, zumal die Notenbank mehr als eine Billion Dollar in den Geldkreislauf gepumpt hat - unter anderem durch den Kauf von Staatsanleihen.

Bernanke sagte vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses, die Arbeitslosigkeit werde zwar Ende des Jahres wohl ihren Scheitelpunkt erreichen, doch bis in das Jahr 2011 hinein hoch bleiben. Die Furcht vor dem Arbeitsplatzverlust könne das Verbrauchervertrauen beeinträchtigen. Zugleich bestehe die Gefahr, dass die wirtschaftliche Erholung dadurch Schaden nehmen werde, warnte Bernanke.

Aufwärtstrend ab der zweiten Jahreshälfte

Die US-Notenbank rechnet damit, dass es wirtschaftlich in der zweiten Jahreshälfte in den USA allmählich wieder aufwärts gehen wird. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird der Fed-Prognose zufolge in diesem Jahr ingesamt um ein bis 1,5 Prozent schrumpfen. Erst im kommenden Jahr soll die US-Wirtschaft dann wieder kräftig wachsen - zwischen 2,1 und 3,3 Prozent.

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