Regierungskritische Aktivisten melden Angriffe auf Märkte im Nordwesten Syriens der Assad-Luftwaffe.
Trotz der Waffenruhe in Syrien sind bei Luftangriffen im Norden des Bürgerkriegslandes laut Aktivisten mindestens 44 Zivilisten getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Wie die in Großbritannien ansässige und der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, wurden Märkte in der nordwestlichen Provinz Idlib attackiert, einer Hochburg der Al-Kaida-Islamisten.
Die Angriffe seien vermutlich von der Luftwaffe des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad geflogen worden. Am folgenschwersten waren die Luftangriffe auf einen Gemüsemarkt in der Stadt Maaret al-Numan. Dort seien mindestens 37 Zivilisten getötet worden, teilte die Beobachtungsstelle mit, die zuvor von fünf Toten gesprochen hatte. Es handle sich um ein "Massaker". Mindestens sieben Zivilisten seien zudem bei Luftangriffen auf einen Fischmarkt in der Ortschaft Kafranbel getötet worden, unter den Toten sei ein Kind.
Fassbomben-Angriff?
Bewohner berichteten, das Regime habe Märkte und Wohngebiete mit international geächteten Fassbomben angegriffen. In Maaret al-Numan ist neben moderateren Rebellen auch die al-Nusra-Front stark vertreten, syrischer Ableger des Terrornetzwerks al-Kaida. Die Extremisten sind wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von der im Februar ausgehandelten Waffenruhe ausgenommen.
Aus Protest gegen die zunehmende Gewalt im Land hatte Syriens Opposition am Montag ihre Teilnahme an den Genfer Friedensgesprächen vorübergehend ausgesetzt. Ebenfalls in der Provinz Idlib wurden den Angaben zufolge drei Kinder durch Raketenbeschuss des schiitischen Dorfes Kafraja durch islamistische Rebellen getötet. Kafraja ist eine der letzten Bastionen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad.
In Lattakia wird weiterhin gekämpft
In der Provinz Damaskus wurden bei Luftangriffen mindestens sieben Zivilisten getötet und zehn weitere verletzt, wie die Beobachtungsstelle weiter mitteilte. Die Angriffe zielten demnach auf den Ort Bala, einen von Rebellen kontrollierten Vorort von Damaskus. In der Provinz Lattakia, einer Hochburg Assads, gingen unterdes die Kämpfe zwischen Rebellen und Regierungstruppen weiter - ungeachtet der am 27. Februar in Kraft getretenen Waffenruhe. Am Montag hatten zehn islamistische Rebellengruppen eine koordinierte Offensive gegen die Regierung angekündigt. Sie begründeten dies mit Verstößen der Regierung gegen die Waffenruhe.
In Genf finden derzeit unter UN-Vermittlung indirekte Friedensverhandlungen zwischen Rebellengruppen und der syrischen Regierung statt. Die Exil-Opposition hatte am Montag angekündigt, ihre Teilnahme an den Verhandlungen auszusetzen, solange die Regierung ihre Angriffe fortsetze. Besonders heftig waren die Kämpfe in den vergangenen Tagen um die nordsyrische Stadt Aleppo. Auch die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und die Al-Nusra-Front sind in Kämpfe verwickelt. Für sie gilt die Waffenruhe nicht. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk an Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite nur schwer überprüfbar.
(APA/dpa/AFP)