Irmgard Griss hat das politische Geschäft im Wahlkampf gelernt

Vor allem die organisatorische Leistung der unabhängigen Kandidatin ist beachtlich.

Knapp ist es sich nicht ausgegangen für Irmgard Griss: Sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Stichwahl verpassen. Aber völlig unabhängig von diesem Ergebnis ist klar: Die frühere OGH-Präsidentin ist die positive Überraschung dieser Präsidentschaftswahl. Als politische Neueinsteigerin einen Wahlkampf hinzulegen, in dem sie in keines der zahlreichen bereitgestellten Fettnäpfchen hineingestiegen ist – das muss man erst einmal zustande bringen. Auch kleinere Ausrutscher, wie ihre missverständlichen Aussagen zum Nationalsozialismus, hat sie letztlich souverän ausgebügelt.

Fast noch mehr beeindruckt die organisatorische Leistung. Irmgard Griss war die einzige Kandidatin, die weder die finanzielle Unterstützung einer Partei, noch das Know-how und die Manpower eines Parteiapparates hinter sich hatte. Sie hat Spenden auf einem in Österreich noch nie da gewesenen Niveau gesammelt. Und sie hat das politische Geschäft im Wahlkampf gelernt. Man muss kein Prophet sein: Selbst wenn es Irmgard Griss nicht in die Stichwahl schaffen sollte, wird sie der heimischen Politik aller Wahrscheinlichkeit nach in irgendeiner Form erhalten bleiben.

E-Mails an: martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2016)

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