Aufgeben ja, aufhören nein

Nike-Gründer Phil Knight zählt heute zu den 25 reichsten Menschen der Welt. In seiner Autobiografie gibt er erstmals Einblicke in die Firmenanfänge, Höhen und Tiefen.

50 US-Dollar vom Vater und eine Vision: qualitativ hochwertige, aber preiswerte Laufschuhe aus Japan importieren. Das waren die Anfänge von Nike. Der Rest ist Geschichte. Das Unternehmen ist mit einem Jahresumsatz von 30 Milliarden US-Dollar Marktführer in den USA. Der heute 78-jährige Firmengründer Phil Knight zählt mit einem Vermögen von 24,4 Milliarden US-Dollar zu den 25 reichsten Menschen der Welt. Bis 2004 war der Absolvent der Eliteuni Stanford CEO, heute ist er Vorstandsvorsitzender.

Die Anfänge waren freilich bescheiden, wie ein Blick in Knights Autobiografie "Show Dog" zeigt. "Junge, wenn diese Welt etwas nicht braucht, ist es noch ein Laufschuh!", war ein Satz, den er anfangs oft gehört hat. 1963 verkaufte Knight die ersten Schuhe aus dem Kofferraum seines Autos heraus: zwölf Paar, cremefarben, mit blauen Streifen. Sein Umsatz: 8000 US-Dollar. Knight gründete Blue Ribbon Sports, die Firma, die später einmal zu Nike werden sollte. Da war er 24 Jahre alt.

"Sollen doch alle anderen die Idee für verrückt halten, ich mache einfach weiter. Ich denke nicht daran, aufzuhören, bis ich ankomme, und verschwende keinen Gedanken darauf, wo das Ziel ist." Das ist einer der wenigen Ratschläge, die Knight im 400 Seiten starken Buch gibt – auf einer der letzten Seiten schreibt er: "Ich würde Männern und Frauen um die 20 raten, sich jetzt noch nicht auf einen Beruf oder eine Karriere festzulegen. Sucht nach eurer Berufung. Auch wenn ihr nicht wisst, was das bedeutet, sucht weiter." Und: "Manchmal ist es die beste Idee, aufzugeben und etwas Neues auszuprobieren. Aufgeben ist nicht gleichbedeutend mit aufhören. Man sollte nie aufhören."

Überzeugung ist unwiderstehlich

Weil Sportläden seine Schuhe nicht vertreiben wollten, fuhr Knight zu Leichtathletikwettkämpfen und zeigte den Läufern seine Ware. "Die Reaktion war immer gleich – ich konnte die Bestellungen gar nicht schnell genug aufschreiben", schreibt Knight. "Die Menschen spürten meine Überzeugung. Überzeugung, schloss ich, ist unwiderstehlich."

Knight tat sich mit seinem ehemaligen Leichtathletiktrainer Bill Bowerman zusammen, beide investierten je 500 US-Dollar Startkapital – zu einem Zeitpunkt, als das Laufen alles andere als ein Breitensport war. Sein Antreiber: der Konkurrent Adidas. "Ich entwickelte eine ungesunde Abneigung gegenüber Adidas." 1971 entwickelte Bowerman ein eigenes Design für Turnschuhe mit geriffelten Sohlen, die noch heute das Markenzeichen sind – ein Waffeleisen brachte ihn auf die Idee. Zu den Olympischen Spielen 1972 machten erstmals Sportler Werbung für die Schuhe. "Wir schlossen Sponsorenverträge mit Sportlern ab, die wir uns eigentlich gar nicht leisten konnten."

Es folgte eine Phase starken Wachstums: Der Umsatz von Nike schoss von 28,7 Millionen US-Dollar im Jahr 1973 auf 867 Millionen US-Dollar im Jahr 1983. In dieser Zeit wurden das bekannte Logo – um 35 US-Dollar von einer Künstlerin – und der Name kreiert. Statt Falcon, Bengal oder Dimension Six wurde es Nike, die griechische Siegesgöttin.

Harte Arbeit, gutes Team

Doch es gab Mitte der 1980er-Jahre auch unruhige Zeiten: Betrugsvorwürfe, eine geplante feindliche Übernahme und Ärger im Zulieferwerk machten Knight das Leben schwer. "Selbstbewusstsein", schreibt er. "Das braucht man, mehr noch als Eigenkapital und Liquidität."

Er schaffte es, den Schuh alltagstauglich zu machen, und ließ verschiedene Farben produzieren – der Schuhverkauf ging durch die Decke. Es folgte der Börsengang. 2006 beliefen sich die Umsätze auf 16 Milliarden US-Dollar – Adidas war längst abgehängt. Knights Fazit: "Harte Arbeit ist entscheidend, ein gutes Team ist notwendig, Verstand und Entschlossenheit sind unschätzbar wertvoll, aber pures Glück kann über das Ergebnis entscheiden."

("undefined", Print-Ausgabe, 29.04.2016)

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