Formel 1: Massa schwebt weiterhin in Lebensgefahr

(c) Gepa (Jean P. Pariente)
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Ferrari-Pilot Felipe Massa liegt nach seinem Horrorcrash am Hungaro-Ring im künstlichen Koma. Eine Feder, die sich von Barrichellos Brawn GP löste, traf ihn bei 240km/h am Helm.

Budapest. Faustgroß und fast ein Kilogramm schwer war die Feder, die Felipe Massa am Samstag wie ein Geschoss am Kopf getroffen hat. Als „stabil“ und „befriedigend“ bezeichneten die Ärzte des AEK-Militärspitals in Budapest den Zustand des brasilianischen Vizeweltmeisters 2008. Doch der behandelnde Arzt Peter Bazso lässt auch keinen Zweifel über die Tragweite der Verletzungen. Auf die Frage, ob der Brasilianer noch in Lebensgefahr schwebe, antwortete er am Sonntag mit einem knappen: „Selbstverständlich.“

Nach der Notoperation am Samstagabend, bei der Massa nach Aussage seines Bruders Eduardo ein Knochensplitter aus dem Augenhöhlenknochen entfernt wurde, liegt Massa im künstlichen Koma. Frühestens am Dienstag soll er aufgeweckt werden.

Nur Sonntagvormittag wurde der 28-Jährige kurz aus dem Tiefschlaf geholt. Denn seine Frau und seine Eltern waren direkt aus Sao Paulo am Krankenbett Massas eingetroffen. Die im fünften Monat schwangere Anna Rafaela sah den Unfall ihres Mannes im Fernsehen. Zusammen mit ihrer Familie musste sie beobachten, wie sich im Ungarn-Qualifying eine Feder von Rubens Barrichellos Brawn GP löste und ihren Mann bei 240km/h am Helm traf.

Massa hatte sich bei diesem Crash einen großen Cut an der Stirn, eine Beschädigung des Schädelknochens sowie eine Gehirnerschütterung zugezogen. Laut jüngster Computertomografie seien keine weiteren Verletzungen zu erkennen.

Massas persönlicher Arzt, Dino Altmann, der auch Streckenarzt in Sao Paulo ist, hatte zuvor vorsichtig Entwarnung gegeben. Er sagte der brasilianischen Zeitung „O Estado“, Massas Genesungschancen seien sehr groß. „Alle Anzeichen, die wir haben, sind positiv.“

Doch die Formel 1 dreht sich weiter. Schon laufen Gerüchte, wer Massa im Ferrari-Cockpit ersetzen könnte. Sogar über ein Comeback des Ferrari-Superstars Michael Schumacher wurde spekuliert. Das hat dessen Manager Willi Weber jedoch dementiert. Ferrari hat bis zum nächsten Rennen am 23.August in Valencia aber jede Menge Zeit, um diese Frage zu beantworten. Die offiziellen Testfahrer sind der 38-jährige Italiener Luca Badoer sowie der 35-jährige Spanier Marc Gene.

Schwachpunkt Cockpit

Nach dem Unfall wird nun eine neue Sicherheitsoffensive gefordert. Der Crash auf dem Hungaro-Ring passierte nicht einmal eine Woche nach dem Tod des Formel-2-Piloten Henry Surtees, der in Brands Hatch von einem Rad getroffen und getötet worden war. „Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht an Zufall im Leben. Dinge passieren aus bestimmten Gründen. Das ist das zweite Zeichen“, meinte etwa Rubens Barrichello.

Achillesferse der Formel-1-Boliden ist das Cockpit. Eine Lösung für dieses Problem zu finden sei laut Brawn-Teamchef Ross Brawn aber „nicht so einfach“. Denn Panzerglaskuppeln oder Ähnliches einzusetzen sei auch sehr gefährlich. Schließlich müssten die Piloten bei Unfällen sofort aus ihren Cockpits herausgebracht werden können. Wieso sich die Metallfeder von Barrichellos Auto gelöst hat, kann er noch nicht sagen. „Wir hatten ein Problem im hinteren Teil des Autos, wir untersuchen die Sache“, erklärte Brawn.

FIA-Rennleiter Charlie Whiting bezeichnete den Unfall Massas als Ausnahme: „Wenn man dieses Szenario nachstellen wollte, würde man es wahrscheinlich in fünf Millionen Versuchen nicht schaffen, so etwas hinzukriegen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2009)

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