Steigen die US-Zinsen im Juni?

St. Louis Federal Reserve President James Bullard Interview
St. Louis Federal Reserve President James Bullard Interview(c) Bloomberg (Chris Goodney)
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Die US-Notenbank könnte im kommenden Monat die Zinsen anheben.

Palo Alto. Während die Europäische Zentralbank eine Nullzinspolitik fährt, ist die US-Notenbank Fed vergangenen Dezember von diesem Kurs abgegangen und hat erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen erhöht. Der zweite Schritt lässt jedoch seither auf sich warten.

Grundsätzlich haben niedrige Zinsen den Zweck, die Konjunktur anzukurbeln (sie treiben normalerweise auch die Börsen an). Höhere Zinsen haben den Zweck, die Inflation eindämmen. Trotz des Schwächeanfalls der US-Wirtschaft zu Jahresbeginn ist eine Zinserhöhung im Juni einem führenden Notenbankmitglied zufolge möglich. „Unsere Optionen sind offen“, sagte der Chef der Federal Reserve (Fed) von St. Louis, James Bullard, auf einer Konferenz in Palo Alto.

Wenn die Wirtschaftsdaten es erforderten, sei eine geldpolitische Straffung im nächsten Monat durchaus vorstellbar. Dann würden sich voraussichtlich auch die Investoren darauf einstellen. Zuletzt ist auf den Märkten die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung im Juni jedoch nur auf 16 Prozent taxiert worden.

Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten hat von Jänner bis März aufs Jahr hochgerechnet nur um magere 0,5 Prozent zugelegt. Zudem haben die Firmen einer Umfrage zufolge zuletzt weit weniger Stellen geschaffen als erwartet. Auf der Konferenz in Kalifornien sagte der US-Währungshüter John William, die von der Notenbank angestrebte Vollbeschäftigung sei bei einer Arbeitslosenrate von zuletzt fünf Prozent erreicht. In der Notenbank seien zwei bis drei Zinserhöhungen in diesem Jahr im Gespräch. Der Chef der Fed von Dallas, Robert Kaplan, sagte, die Zinsen auf dem derzeit niedrigen Niveau zu belassen, sei mit Nachteilen verbunden. Doch Zinserhöhungen ließen sich nicht erzwingen.

Die Fed hatte im Dezember erstmals seit fast zehn Jahren ihre geldpolitischen Zügel angezogen. Danach folgten allerdings keine weiteren Anhebungen mehr. Die Währungshüter begründeten ihren vorsichtigen Kurs insbesondere mit der Abkühlung der Weltkonjunktur und Finanzmarktturbulenzen. Aktuell hält die Fed ihre Leitzinsen in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2016)

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