Deutsche Liga: RB Leipzig schafft den Aufstieg

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Mit dem Aufstieg in die deutsche Bundesliga ist RB Leipzig, das deutsche Fußball-Baby von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, erwachsen geworden.

Sieben Jahre nach der Gründung in der fünften Liga haben die "Roten Bullen" das Unterhaus endgültig hinter sich gelassen. Die Kontroversen um den reichen Emporkömmling werden aber bleiben.

Einen kleinen Vorgeschmack gab es bereits am Samstag. Als in Ingolstadt der scheidende Trainer Ralph Hasenhüttl verabschiedet wurde, hallte es "Scheiß Red Bull" von den Rängen. Hasenhüttl wird Ähnliches noch öfter zu hören bekommen. Denn der Österreicher wechselt nach Leipzig, wo sich der aktuelle Coach Ralf Rangnick wieder auf seine Rolle als Sportdirektor konzentrieren will.

Dass Red Bull 2009 handstreichartig den Fünftligisten SSV Markranstädt übernahm, war gerade Anhängern der alten Schule ein Dorn im Auge. Sie witterten "modernen Fußball" in Reinkultur und feindeten den Verein und seine Kicker an, wo immer es ging. Selbst Testspiele mussten deswegen abgesagt werden. Dass der DFB die Verwendung des Sponsornamens untersagte und der Konzern sein Akronym RB auf RasenBall ummünzte, änderte daran naturgemäß nichts. Auch der Vorwurf, dass Red Bull, freilich nicht als einziger Club, die sogenannte 50+1-Regel aushebeln würde, stand und steht im Raum. Die Regel soll den übermäßigen Einfluss von Kapitalgebern in den Vereinen verhindern.

"Keine temporäre Entscheidung"

Von diesbezüglichen Bedenken hat man sich in Leipzig allerdings stets ebenso wenig beirren lassen wie von den zahlreichen untergriffigen Aktionen gegnerischer Fans. Der Aufstieg verlief dank vergleichsweise überbordender Budgets ebenso schnell wie (fast) unaufhaltsam. Lediglich zwei "Ehrenrunden" in der Regionalliga (4. Spielklasse) und eine in der zweiten Bundesliga kamen den "Bullen" dazwischen. Mit Trainer Peter Pacult (2011-2012) sowie Roman Wallner (2012) und Niklas Hoheneder (2012-2015) wirkten im Lauf der Jahre auch drei Österreicher auf diesem Weg mit. Nun sind es mit Marcel Sabitzer und Stefan Ilsanker zwei ÖFB-Teamkicker, die entscheidenden Anteil am Vorstoß ins Oberhaus hatten.

Dass RB Leipzig ein Marketingvehikel des Getränkekonzerns und also ein "Projekt" sei, das dementiert man beim Club vehement. "Ein Projekt, das ist etwas zeitlich Begrenztes", sagte etwa Rangnick und versicherte: "RB Leipzig wird keine temporäre Erscheinung sein. Das wird eine ganz langfristig ausgerichtete Geschichte." Davon ist offenbar auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung überzeugt. Der traf sich einst mit Mateschitz und erklärte gegenüber der ARD: "Ich habe das Gefühl mitgenommen, die Gewissheit mitgenommen, dass es sich um ein langfristiges, perspektivisches Engagement handelt."

Dass man gerade erst für 33 Millionen Euro unweit der eigenen Arena eine Trainings-Akademie auf Weltklasse-Niveau errichtet hat, spricht jedenfalls nicht gegen diesen Eindruck. Auch ein Blick auf die Besucherzahlen zeigt, dass der "Dosenkick" in Leipzig durchaus angenommen wird. Über 28.000 Zuschauer kamen in der laufenden Saison im Schnitt in die 43.000er-Red-Bull-Arena. "Unser Stadion wird wohl immer ausverkauft sein, und RB wird auch zu den Clubs gehören, die die meisten Fans zu Auswärtsspielen mitbringen", sagte Rangnick im Hinblick auf die kommende Saison im Oberhaus.

Der "Gartenarchitekt"

Für Rangnick, der seit 2012 in Leipzig als Macher werkt und als eine seiner ersten Amtshandlungen die Trennung von Pacult setzte, ist es wohl auch ein persönlicher Triumph. "Ich habe zwar keinen grünen Finger, kann aber der Gartenarchitekt sein", meinte er. Er will RB nicht nur irgendwie und irgendwo in der Bundesliga etablieren, sondern ganz oben. Die Mateschitz-Millionen sind dafür nicht die Bedingung. Aber: "Sie machen es uns leichter als anderen", räumte Rangnick ein.

Die finanziellen Voraussetzungen in Leipzig sind zweifelsohne besser als bei so manchem künftigen Konkurrenten. Nicht zuletzt bei Transfers können die Sachsen in andere Dimensionen vorstoßen als ein Großteil der deutschen Profivereine. Selbst für Hasenhüttl blätterte man eine Ablöse in Höhe von kolportierten 1,5 Millionen Euro auf den Tisch, die höchste, die bisher für einen Trainertransfer in Deutschland bezahlt wurde.

Personal wird aufgestockt

Dass man bereits zu Zweitligazeiten zweistellige Millionen-Beträge für Transfers und hohe Beraterkosten gezahlt habe, "diskutiert keiner weg", sagte Vorstandschef Oliver Mintzlaff kürzlich. Und behauptete dennoch: "Wenn alle Vereine mal ihre Spielergehälter offenlegen würden, dann sind wir höchstwahrscheinlich nicht auf Rang eins in der zweiten Liga."

Die finanziellen Möglichkeiten sorgen allemal dafür, dass die Rahmenbedingungen in Leipzig top sind. Auch, weil das Team hinter dem Team immer größer wird. Das Stammpersonal von 124 Angestellten soll nach dem Aufstieg aufgestockt werden, "um die Potenziale, die der Verein mitbringt, abschöpfen zu können", wie es Mintzlaff ausdrückt. Die VIP-Logen in der Arena sind für die neue Saison jedenfalls fast ausverkauft.

(APA/dpa)

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