Langfristig lässt sich mit Aktien am meisten verdienen

Rendite. Wer Geduld hat und auf in Leitindizes enthaltene Blue Chips setzt, kann an der Börse wenig falsch machen. Über Jahrzehnte schlagen Aktien alle anderen für Privatanleger interessanten Anlageformen. Heimische Anleger lassen mit ihrer Zurückhaltung viel Geld liegen.

Wien. Die anhaltende Nullzinspolitik der europäischen Zentralbank hat die Welt traditioneller Anleger ziemlich auf den Kopf gestellt: Wer spart, vernichtet real Kapital. Auch wer sichere Staatsanleihen im Portfolio hat, kann seinem Kapital nach Abzug von Steuern und Inflation beim Dahinschmelzen zusehen. Gold war mittelfristig gesehen keine besonders lukrative Anlage (auch wenn das in den vergangenen Monaten anders ausgesehen hat).

Beflügelt wurde durch die Politik des lockeren Geldes die Preisentwicklung bei Immobilien, aber selbst der Immobilienboom hat bei einem langfristigen Anlagehorizont nicht ausgereicht, um die Königsklasse der Anlage vom Stockerl zu stoßen: Aktien sind auf lange Sicht noch immer das Anlageinstrument der Wahl.

Die Daten sprechen für sich: Wer sich vor 25 Jahren ein dem österreichischen Leitindex ATX nachgebildetes Aktienportfolio ins Depot gelegt hat, konnte sein Vermögen immerhin um rund 140 Prozent mehren. Das ist ein jährliches Plus von 3,6 Prozent. Rechnet man die seither geflossenen Dividenden dazu, dann hat das ATX-Portfolio im Schnitt sogar 5,8 Prozent gebracht. Und das über einen derart langen Zeitraum. Davon können die Halter von Sparbuch, Staatsanleihe & Co. nur träumen.

Übrigens: Die jüngste Studie der Nationalbank über die Entwicklung der privaten Finanzvermögen weist für das Vorjahr nur in einem Sektor eine nennenswerte Steigerung aus: beim kumulierten Volumen des Aktienbesitzes. Und zwar nicht, weil so viele Österreicher zu Neo-Aktionären geworden wären, sondern weil die bestehenden Aktiendepots dank Kurssteigerungen zugelegt haben.

Umso unverständlicher scheint es, dass heimische Privatanleger immer noch solche Berührungsängste Anteilspapieren gegenüber haben. Dass Aktien in Österreich politisch keinen Rückhalt haben und Aktienbesitzer von Politikern deshalb gern als Spekulanten verunglimpft (statt für ihre Funktion als Unternehmensfinanciers gewürdigt) werden, reicht als Erklärung nicht aus. Denn die Performancewerte sprechen ja eigentlich dafür, dass man auf solche Zwischenrufe nicht allzu viel gibt. Möglicherweise liegt es daran, dass das Instrument der Aktie und seine Funktionsweise mangels ausreichenden Wirtschaftsunterrichts in der Schule zu wenig bekannt sind.

Dabei kommt im derzeitigen Zinsumfeld niemand, der für sein Geld auch Rendite sehen will, um dieses Anlageinstrument herum. Natürlich: Ein bisschen mehr Arbeit als das Sparbuch machen Unternehmensbeteiligungen schon. Denn natürlich ist mit dem Kauf eines Anteils auch ein gewisses Risiko verbunden.

Deshalb ist für Aktienanleger auch umfassende Informationsbeschaffung essenziell. Man sollte sich ja, wenn man keine bösen Überraschungen erleben will, an Unternehmen beteiligen, die prosperieren und langfristig Wert schaffen.

Je tiefer man in den Markt hineingeht, desto größer ist naturgemäß der Informationsaufwand. Privatanleger sind deshalb gut beraten, wenn sie sich auf große, bekannte Blue Chips, möglichst auf dem Heimmarkt, konzentrieren. Da lassen sich auch über normale Informationsmedien ausreichend laufende Informationen bekommen.

Vor allem sollten sie sich zu Beginn aber realistische Renditeziele setzen. Denn die Gier, die einen auf vermeintlich todsichere Tipps über weitgehend unbekannte Aktien mit hohen Renditechancen abfahren lässt, hat schon so manchen Anfänger das Vermögen gekostet. Wer aber auf solide Unternehmen aus dem Leitindex setzt, der wird auch langfristig mit seinem Investment viel Freude haben. (ju)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2016)

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