Doping: „Alle Russen aussperren“

Russische Sieger dementieren, in der Sportwelt wächst das Misstrauen – der Olympia-Ausschluss droht.

Paris/Montreal. Enthüllungen über gedopte russische Sportler in der Leichtathletik und bei den Winterspielen 2014 alarmieren nun die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). „Seien Sie versichert, dass sich die Wada umgehend mit diesen Anschuldigungen beschäftigen wird“, hieß es in einem ersten Statement.

Russische Sportler sind empört, naturgemäß wird dementiert. Nachrichtenagenturen und internationale Medien klapperten nun dennoch Sieger ab, ihre Reaktionen wirkten durchwegs genervt. Auch fallen keine Schuldzuweisugen. Alexander Subkow und Alexander Legkow dementierten die Einnahme verbotener Substanzen. „Das ist eine Verleumdung der russischen Nationalmannschaft“, sagte Subkow, der 2014 in Sotschi im Vierer- und Zweierbob Gold gewonnen hat, der Zeitung „Sport Express“. Langlauf-Olympiasieger Legkow sagte: „Ich bin zu 300 Millionen Prozent ruhig. Ich gab so viele Dopingproben ab, und jetzt versucht man plötzlich, uns etwas unterzuschieben. Warum?“

Mit Dementis allein ist es nicht getan – vor allem im Hinblick auf Olympia in Rio de Janeiro (ab 5. August) und den am 17. Juni in Wien erwarteten Beschluss der Leichtathletikwelt. Seit November 2015 sind per IAAF-Entscheid alle russischen Leichtathleten von internationalen Bewerben ausgeschlossen – als Sanktion auf das Dopingsystem. Russland hat noch Zeit, seine Gegenmaßnahmen zu präsentieren. Nur: Was anfangs als undenkbar galt – dass Russland ausgesperrt bleibt –, halten Insider nicht mehr für unmöglich.

Protest aus Frankreich

Der Chef des französischen Leichtathletikverbandes, Bernard Amsalem, hat genug. Er forderte den Ausschluss des gesamten russischen Teams von den Rio-Spielen: „Die Sportbehörden, ich denke insbesondere an das IOC, müssen sehr hart zuschlagen. Das kann so nicht weitergehen. Ich empfehle, dass man die Russen daran hindern muss, an den Spielen von Rio teilzunehmen, egal, in welchem Sport.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.05.2016)

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