Wahlmotive: "Gegen den Gegner" und "Sorgenversteher"

Symbolbild: Wahllokal
Symbolbild: Wahllokal APA/GEORG HOCHMUTH
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Laut einer ATV-Umfrage war das stärkste Motiv, den jeweiligen Kontrahenten zu verhindern. Laut Sora/Isa punktete Hofer weil er "die Sorgen versteht", Van der Bellen, weil er Österreich nach außen besser vertrete.

Die Bundespräsidenten-Wahl gestaltet sich extrem knapp: Nach den ersten Hochrechnungen liegen der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer und der ehemalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen eng beieinander. Warum die Österreicher dem einen oder dem anderen ihre Stimme gegeben haben, hat einerseits Peter Hajek in einer Umfrage für ATV unter 800 Teilnehmern herauszufinden versucht. Auf der anderen Seite hat das Meinungsforschungsinstitut Sora für den ORF 1222 Personen befragt. Die Ergebnisse weichen teilweise von einander ab.

Laut Hajek war es das stärkste Wahlmotiv, den jeweiligen Gegenkandidaten zu verhindern. Demnach hätten 40 Prozent der Wähler von Van der Bellen "gegen Rechts" gewählt. Für 23 Prozent der Hofer-Wähler wiederum war "Van der Bellen nicht wählbar". Zudem habe Hofer im Gegensatz zu Van der Bellen auch mit Sympathie punkten können. Für 27 Prozent hatte Hofer ein gutes Auftreten bzw. war sympathisch. Weitere 20 Prozent hielten ihn für jung und dynamisch.

Geht es hingegen nach Sora, so war das Motiv, den jeweiligen Kontrahenten zu verhindern, nicht das wichtigste. Vielmehr war für die Wähler Hofers der Hauptgrund - von 68 Prozent genannt -, dass ihr Kandidat "die Sorgen von Menschen wie mir versteht". Fast ebenso viele, nämlich 67 Prozent, wählten den Burgenländer, weil er ihnen sympathisch ist, für 62 Prozent war seine Glaubwürdigkeit ein Kriterium. Für Van der Bellen sprach aus Sicht seiner Wähler am stärksten - zu 66 Prozent -, dass er die Interessen Österreichs im Ausland am besten vertritt. 62 Prozent wollen ihn in der Hofburg, weil er "das richtige Amtsverständnis hat". Die Glaubwürdigkeit war auch für Van der Bellen-Wähler das dritt-wichtigste Wahlmotiv, genannt von 61 Prozent.

Das Argument „Gegner verhindern“ fiel hingegen weit schwächer aus. Laut Sora war das für 48 Prozent der Wähler des früheren Grünen-Chefs wichtig, von den Hofer-Wählern nannten das nur 31 Prozent als Motiv. Ihnen ging es stärker - zu 39 Prozent - darum, dass der Blaue in die Hofburg einzieht. Bei Van der Bellen war dies für 29 Prozent das deutlich weniger wichtige Motiv.

Mehr als vier Fünftel entschieden vor vier Wochen

Laut Sora haben mehr als 80 Prozent schon vor bzw. gleich nach dem ersten Wahlgang gewusst, ob sie Hofer oder Van der Bellen ankreuzen. Nur die üblichen zehn Prozent legten sich kurz vor der Wahl fest.

Die Late Deciders waren in beiden Wählergruppen ganz ähnlich. Große Unterschiede gab es aber bei den schon seit längerem Entschiedenen - was sich auch damit erklärt, dass Hofer im ersten Wahlgang schon 35,05 Prozent, Van der Bellen aber nur 21,34 Prozent geholt hatte. Vor dem ersten Wahlgang hatten sich für Hofer schon 63 Prozent, für Van der Bellen hingegen erst 42 Prozent der heutigen Wähler entschieden. Direkt nach dem ersten Wahlgang kamen beim FPÖ-Kandidaten noch 19, beim Grünen Bewerber aber noch 39 Prozent dazu.

Die Mehrheit der Österreicher - 55 Prozent - schritten in dem Bewusstsein zur Urne, dass es eine "Richtungswahl" ist. Von den Van der Bellen-Wählern waren es sogar 61, bei jenen Hofers 54 Prozent.

(APA/Red.)

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