Draghi in Wien: Mini-Inflation trotz steigender Ölpreise

EZB-Chef Mario Draghi mit Nationalbankchef Ewald Nowotny.
EZB-Chef Mario Draghi mit Nationalbankchef Ewald Nowotny. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
  • Drucken

Bei der Pressekonferenz - die dieses Mal in Wien stattfand - kündigte EZB-Chef Draghi an, die lockere Geldpolitik weiter fortzuführen. Der Leitzins bleibt wie erwartet bei 0,0 Prozent.

Was die Geldpolitik angeht, waren heute alle Augen auf Wien gerichtet: Denn anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Nationalbank, verlegte der Rat der Europäische Zentralbank (EZB) die Sitzung und anschließende Pressekonferenz in die österreichische Hauptstadt. Die Zentralbank rechnet trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs und wieder steigender Ölpreise mit einer anhaltend niedrigen Inflation in der Eurozone. Die Verbraucherpreise dürften in diesem Jahr nur um 0,2 Prozent zulegen, sagten die Experten der Notenbank voraus. Im März war noch von 0,1 Prozent ausgegangen worden. Für 2017 werden unverändert 1,3 und für 2018 weiterhin 1,6 Prozent erwartet. Damit würde das EZB-Ziel von knapp zwei Prozent zumindest näher rücken.

"Niedrige oder sogar negative Inflationsraten"

"Die Inflationsraten werden in den kommenden Monaten niedrig oder sogar negativ sein, bevor sie in der zweiten Hälfte 2016 anziehen", sagte EZB-Präsident Mario Draghi. "Gestützt von unseren geldpolitischen Maßnahmen und der erwarteten Konjunkturbelebung sollen sich die Teuerungsraten 2017 und 2018 weiter erholen."

Im Kampf gegen eine Deflation - ein wirtschaftlich gefährlicher Preisverfall auf breiter Front - hat die EZB im März ihre Geldpolitik erneut gelockert: Der Leitzins wurde auf null gesetzt, die Strafgebühren für die bei ihr geparkten Einlagen der Banken erhöht und der Kauf von Wertpapieren ausgedehnt.

Ab 8. Juni will die EZB auch Firmenanleihen kaufen. Ab dann wollen die Währungshüter mit dem Erwerb beginnen, wie die Notenbank am Donnerstag nach der Zinssitzung in Wien mitteilte. Weitere Details gibt es noch nicht.

Vorerst kein Ende der Nullzinspolitik

Die Zinsen im Euroraum werden noch längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigerem Niveau verharren, sagte Draghi. Die monatlichen Anleihenkäufe über 80 Milliarden Euro werden bis Ende März 2017 anhalten oder noch länger, bis der Rat eine nachhaltige Korrektur der Inflation sieht, so Draghi.

Für das Wirtschaftswachstum in der Eurozone ist die EZB nunmehr optimistischer als zuletzt im März: Für 2016 erwartet sie ein Wachstum von 1,6 Prozent, und 1,7 Prozent in 2017 und 2018. Das Risiko bleibe abwärts gerichtet, so Draghi.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ECB President Draghi and ECB member Nowotny attend a news conference in Vienna
Europa

Draghis Wien-Besuch blieb ohne Paukenschlag

Zum 200-Jahr-Jubiläum der Oesterreichischen Nationalbank gastierte der EZB-Rat in Wien. EZB-Chef Mario Draghi hatte aber wenig Neues zu verkünden: Die Zinsen bleiben auf null. Nun ist die Politik am Zug.
Österreich

200 Jahre OeNB: Geprägt von Krieg, Inflation und Privilegien

Die Nationalbank hat die Österreicher durch vier Staaten und acht Währungen begleitet, durch Triumphe und Niederlagen. Aber vor allem hat sie eines erreicht: Sie ist nach 200 Jahren immer noch da.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.