Christian Kurz

Wieso wird man eigentlich Bundeskanzler?

Wieso wird man eigentlich Bundeskanzler? Stellen Sie sich vor, Sie sind der Chef eines großen Unternehmens, kann auch staatlich sein: Nehmen wir – nur so als Beispiel – die Holding der Österreichischen Bundesbahnen. Dem Einkommensbericht nach verdient man da satte 600.000 Euro im Jahr. Würden Sie diesen attraktiven Posten dann mit dem Bundeskanzler-Job tauschen, würden Sie auf einmal nur noch die Hälfte davon verdienen – knapp 300.000 Euro pro Jahr.

Also werden Sie sich jetzt wahrscheinlich fragen: Wieso sollte ich mir das antun? Noch dazu, wenn Sie dann – um ein weiteres fiktives Beispiel zu nehmen – durch Sonne, Mond und Sterne geschossen werden, wenn ihnen einmal ein Versprecher unterläuft, Sie etwa „Asylberechtigte“ statt „Asylwerber“ sagen. Oder Sie sich dann abends, eh schon müde, von einem eigenen Parteigenossen auch noch „Kanzler Kurz“ nennen lassen müssen.

Und dann betrügt einen auch noch der Koalitionspartner gleich zu Beginn des Neuanfangs der Beziehung – vor aller Augen – mit einer anderen (Partei). Da sind dann auch die schönen Instagram-Fotos, die Sie jetzt von sich haben, nur noch der halbe Spaß.

Wieso also wird man eigentlich Bundeskanzler? Man weiß es nicht so genau. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2016)

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