ÖBB legen sich eine Fernbusflotte zu

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Der Fernbusmarkt ist heiß umkämpft. Am 14. Juli steigen nun auch die ÖBB mit Niedrigstpreisen in den Wettbewerb ein. Mit den Bussen wolle man eine jüngere Zielgruppe ansprechen als auf der Schiene.

Wien. Vom Komfort her kann der Bus nicht mit dem Zug mithalten. Bei den Preisen dafür umso besser. Vor allem junge Menschen mit viel Zeit nehmen gern eine längere Reise in Kauf, um Geld zu sparen. Entsprechend hat der Fernbusverkehr in den vergangenen Jahren zugelegt. In Österreich zählen Dr. Richard und Blaguss, der gemeinsam mit der Westbahn auch den Westbus betreibt, zu den großen Anbietern.

Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) wollen sich nun ein Stück vom Kuchen holen. Ab 14. Juli startet mit der Marke Hellö die Fernbusflotte des Staatsbetriebes. Angeboten werden Fahrten nach Norditalien, Kroatien, Deutschland, Tschechien und Südtirol. Hellö geht mit mit Kampfpreisen in den Markt: Bis 30. September kosten alle Fahrten 15 Euro. Das Ticket gilt zudem am Reisetag als ÖBB-Vorteilscard. Ab Oktober wird es ein neues Preisschema geben, so Geschäftsführer Tobias Hann am Freitag.

Wien–Graz nicht erlaubt

„Der Fernbusmarkt wächst, und die ÖBB wollen ein Stück davon haben“, sagte Valerie Hackl, Vorständin der ÖBB Personenverkehr AG. Bis 2020 wolle man so eine Million Fahrgäste zusätzlich transportieren. Wie viel sich der Konzern die neue Tochtergesellschaft kosten lässt, wollte man nicht sagen. Man plane, in den nächsten Jahren profitabel zu werden, so Hackl.

Neben Kampfpreisen setzen die ÖBB bei ihrer Mercedes-Busflotte auf Komfort: Ausziehbare Kopfstützen und Tische, Strom- und USB-Steckdosen und leistungsstarkes WLAN (in Fernbussen funktioniert das nicht immer). Wer ein Ticket bucht, bekommt seinen Wunschsitzplatz gratis dazu. Die Busse fahren vom Hauptbahnhof ab. Innerhalb Österreichs ist es auf dem Weg zwar möglich zuzusteigen, man darf aber nicht aussteigen. Wer einen Bus von Wien nach Venedig bucht, darf also nicht von Wien nach Graz fahren. Es muss immer eine Landesgrenze überfahren werden. Auch eine Fahrt Mailand–Genua ist etwa nicht möglich.

Das regelt das Gesetz. Während der Fernbusverkehr in der EU weitgehend liberalisiert ist, ist der nationale Busverkehr streng reguliert. Für jede Strecke muss eine eigene Konzession beantragt werden. In Deutschland wurde der Markt 2013 frei gegeben. Seither tobt unter den Anbietern eine gnadenlose Preisschlacht. Die Deutsche Bahn bekam das durch einen Rückgang der Passagierzahlen zu spüren. Dem Konzern wurde vorgeworfen, den Trend verschlafen zu haben. Diesen Fehler wollen die ÖBB wohl vermeiden.

Auch Nachtfahrten geplant

Die österreichische Staatsbahn muss sich dafür den Vorwurf gefallen lassen, sich mit den Bussen selbst Konkurrenz zu machen. Personenverkehr-Chefin Valerie Hackl widerspricht: Man wolle mit den Fernbussen eine andere Klientel ansprechen als mit den Zügen – „jung, dynamisch und studentisch“ soll die Zielgruppe sein.

Auf einigen Strecken, etwa nach Berlin, werden auch Fahrten über Nacht angeboten. Gerade junge Leute würden gern in der Nacht reisen, weil sie sich damit eine Übernachtung am Zielort sparen, so Geschäftsführer Hann. (bin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2016)

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