EZB startet umstrittenen Kauf von Firmenanleihen

Euro sculpture is partially reflected in a puddle in front of the headquarters of the ECB headquarters in Frankfurt
Euro sculpture is partially reflected in a puddle in front of the headquarters of the ECB headquarters in FrankfurtREUTERS
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Die Europäische Zentralbank will mit der Maßnahme die Anleihezinsen drücken und den Kampf gegen die Mini-Inflation verstärken.

Europas Währungshütern ist im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche jedes Mittel recht: Nun stehen auch Wertpapiere von Unternehmen auf dem Einkaufszettel der EZB. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Marktteilnehmern zufolge mit dem Kauf von Firmenanleihen begonnen. Die Notenbank habe Titel des Versicherers Generali und des Telekonzerns Telefonica gekauft, sagte ein Investor. Einem anderen Investor zufolge liege die Größe einzelner Geschäfte zwischen drei bis fünf Millionen Euro. In einer Nachricht einer Bank an Investoren hieß es, vom Eurosystem - das sind die EZB und die nationalen Zentralbanken der Euro-Länder - werde eine fünfjährige Versorgeranleihe nachgefragt.

Bisher hat EZB-Chef Mario Draghi kein glückliches Händchen im Kampf gegen die schwache Inflation in der Eurozone bewiesen. Dabei pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) Monat für Monat Abermilliarden in den Finanzmarkt, unter anderem über den Kauf von Staatsanleihen. Dennoch fielen die Verbraucherpreise im Mai um 0,1 Prozent. Das Inflationsziel von knapp unter 2,0 Prozent ist in weite Ferne gerückt.

Unter Experten ist die Maßnahme Anleihen von Unternehmen aufzukaufen hochumstritten. Nicht wenige stellen die Wirksamkeit infrage, andere warnen vor massiven Marktverwerfungen und einige halten den Kauf von Firmenanleihen durch die Notenbank für schlicht rechtswidrig.

Auch österreichische Titel möglich

Mit ihrem Programm zum Kauf von Firmenanleihen will die Notenbank dafür sorgen, dass die Anleihenzinsen sinken. Unternehmen können sich dann günstiger finanzieren, was der Wirtschaft einen zusätzlichen Schub geben soll. Neben der Deutschen Bundesbank beteiligen die Zentralbanken Italiens, Frankreichs, Spaniens, Belgiens und Finnlands an den Käufen, die von der EZB gesteuert werden. Maximal wollen die Währungshüter bis zu 70 Prozent einer einzelnen Emission erwerben. Die Käufe sind Teil des großen Wertpapier-Kaufprogramms der Währungshüter, das insgesamt auf 1,74 Bill. Euro angelegt ist und noch bis Ende März 2017 laufen soll.

Ab Mitte Juli soll jede Woche eine Liste der Papiere veröffentlicht werden, die von der EZB angekauft wurden, allerdings ohne Wertangabe. Darunter können auch Anleihen von 18 heimischen Unternehmen wie große Energieversorger, OMV und Strabag, sein, sagte der OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny.

(APA/Reuters)

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