G.I.-Joe-Regisseur: „Man muss nur ein paar Hits abliefern“

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Im "Presse"-Interview redet Regisseur Stephen Sommers über Ernst, Erfolgsdruck und sein Recht auf den Endschnitt. Die Welt seines aktuellen Films kannte er bis vor ein paar Jahren gar nicht.

Die Presse:Sie haben die Geschichte von „G.I. Joe: Rise of the Cobra“ mitentwickelt und verfasst. Was hat Sie dabei am meisten gereizt?

Stephen Sommers: Ich kannte das „G.I. Joe“-Universum bis vor ein paar Jahren gar nicht. Dann haben mich meine Assistenten in ein Spielzeuggeschäft geschleppt und es mir gezeigt. Als ich mir dann die bisherigen Drehbuchentwürfe durchlas, war ich sehr enttäuscht: Die fantastische Welt, die ich in den Actionfiguren und Comics sah, wurde überhaupt nicht verwendet, es war wie ein Steven-Seagal-Film. Das Besondere ist ja: In über 300 Comics und Cartoons von „G.I. Joe“ ist nie ein einziger Mensch umgekommen, das ist wie eine gigantische Seifenoper...

...die, das sieht man dem Film an, vor allem Spaß machen soll. Hatten Sie Spaß am Set?

Sommers: Ich arbeite ja nur mit netten Menschen, nie mit Arschlöchern zusammen. Das ist meine eiserne Regel.

Ist es schwierig, nette Schauspieler zu finden?

Sommers: Ich habe ein System. Ich spreche nie mit Produzenten, Regisseuren oder Studioleuten über Schauspieler. Die lügen immer und sagen bloß Nettigkeiten. Ich rede mit den Regieassistenten, denn die müssen jeden Tag mit den Schauspielern arbeiten.

Sind Sie in Kontakt mit dem Schöpfer der „G.I. Joe“-Comics, Larry Hama?

Sommers: Ja, das war mir wichtig. Denn was Larry gefällt, wird auch den Fans gefallen.

Hatte er am Drehbuch etwas auszusetzen?

Sommers: Nein, das war eine Gemeinschaftsproduktion. Nur kleine Sachen wurden geändert, ganz einfach, weil Larry als Schöpfer dieses Universum so gut kennt wie sonst keiner. Mittlerweile hat er den fertigen Film gesehen und ist glücklich damit.

Ist „G.I. Joe“ ein ironischer Film?

Sommers: Ich nehme ihn sehr ernst, weil ich finde, jeder Regisseur muss die Welten ernst nehmen, in denen er arbeitet. George Lucas glaubte ja auch an das „Star Wars“-Universum. Aber es ist natürlich eine überlebensgroße Fantasie, die Spaß machen soll und kein bierernster Kriegs- oder Armeefilm.

Wie reagierten denn die französischen Behörden auf Ihre Idee, den Eiffelturm zu zerstören?

Sommers: Sie meinten, das sei schon in Ordnung, wenn wir ihn bis Montag wieder aufstellen (lacht). Nein, die Franzosen waren super. Für die Verfolgungsjagd quer durch Paris hatten wir einen Stuntfahrer, der ungefähr 70 Jahre alt war und immer seine Handschuhe trug. Ich ließ mir sagen, dass er in den Sechzigerjahren ein berühmter Autodieb war und dafür zehn Jahre im Knast gesessen hat. Ich fuhr mit ihm und drehte vom Rücksitz aus meinen Film. Verrückt.

Vor ein paar Monaten kursierte das Gerücht im Internet, Sie wären als Regisseur des Films gefeuert worden. Hat Sie das getroffen?

Sommers: Das ist einfach lächerlich, hat sich aber rasend schnell im Internet verbreitet. Auf so was darf man nichts geben.

Glauben Sie, das Gerücht kann den Erfolg des Films negativ beeinflussen?

Sommers: Nein. Ich war verärgert, da es meine neunjährige Tochter verwirrte. Aber ich erinnere mich noch an „Transformers“: Der Film wurde im Internet zerrissen, die Leute schrieben, sie würden Regisseur Michael Bay hassen, denn er habe ihre Kindheit zerstört. Dann wurde es der größte kommerzielle Hit des Jahres. Daran sieht man, dass die Netzschreiber keinen wirklichen Einfluss haben. Ich lese das sowieso nicht. Die Menschen werden viel gemeiner, wenn sie sich in der Anonymität verstecken können, sie merken nicht, wie lächerlich ein Gerücht wie dieses eigentlich ist. Denn ich habe den Endschnitt des Films vertraglich garantiert. Man könnte mich also gar nicht rauswerfen.

Sie haben eine Garantie auf den Endschnitt?

Sommers: Selbstverständlich.

Das ist ein ziemlich kleiner Klub von Regisseuren, die dieses Privileg genießen.

Sommers: Zehn bis 15 aktuell arbeitende Regisseure haben das, ja. Man muss einfach ein paar große Hits abliefern.

Aber können Sie aus dem Klub rausfliegen?

Sommers: Wenn ich hintereinander ein paar große Flops verursache, werde ich wohl neu verhandeln müssen (lacht). Warten wir mal ab, wie „G.I. Joe“ ankommt. Aber die Studios wissen ja, dass ich nicht verrückt spiele und ihnen einen Dreistundenfilm liefere. Die Stimmung des fertigen Films kennen sie natürlich nicht im Vorhinein, aber sie wissen, dass ich kein düsterer Kerl bin.

Auf einem so teuren Film liegt ja enormer Erfolgsdruck. Was tun Sie am Startwochenende?

Sommers: Ich miete Limousinen, fahre mit Crewmitgliedern von einem Kino zum nächsten: Schauen, wie der Film im Saal ankommt.

ZUR PERSON

Stephen Sommers, 1962 in Indianapolis geboren, war Schauspieler und Manager von Rockbands, bevor er eine Schule für Film und TV absolvierte. 1989 gab er sein Regiedebüt, seit dem Erfolgsfilm „Die Mumie“ (1999) dient er Hollywood als Lieferant von Actionprodukten für Teenager. „G.I. Joe – The Rise of Cobra“ ist Sommers' neunter Film. Er startet heute weltweit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2009)

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