IS-Anhänger ersticht zwei Polizisten in Frankreich

Die Flagge vor der Polizeistation in Les Mureaux weht auf Halbmast.
Die Flagge vor der Polizeistation in Les Mureaux weht auf Halbmast.APA/AFP/THOMAS SAMSON
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Der 25-jährige wegen Terror Vorbestrafte hat einen Polizisten und dessen Frau nahe Paris erstochen. Er filmte die Tat und stellte das Video auf Facebook.

In Frankreich erstach ein 25-jähriger Mann Montagabend zwei französische Polizisten und berief sich nach der Tat auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Vor dem Hintergrund der Fußball-EM hatten zahlreiche Behörden immer wieder vor der hohen Terrorgefahr in Frankreich gewarnt. Die Polizei nahm am Dienstag zwei Personen fest. Sie würden zu möglichen Verbindungen zu dem Täter, Larossi A., und der Terrororgansation IS einvernommen, hieß es aus Polizeikreisen. 

Der Bewaffnete - offenbar ein Nachbar des toten Paars - hatte den 42-jährigen Jean-Baptiste Salvaing, den stellvertretenden Chef der Kriminalpolizei in Les Mureaux, vor seinem Haus mit mehreren Messerstichen getötet. Er soll dabei laut Augenzeugen "Allah ist groß" auf Arabisch gerufen haben. Anschließend nahm er die Lebensgefährtin und das Kind des Opfers als Geiseln und verschanzte sich in dem Gebäude in Magnanville im westlichen Umland von Paris.

Polizisten stürmten nach ergebnislosen Verhandlungen die Wohnung und erschossen A. Sie fanden dort auch die Leiche der Frau. Sie war ebenso wie ihr Partner Beamtin des Innenministeriums und soll im Kommissariat von Mantes-la-Jolie gearbeitet haben. Der dreijährige Bub blieb unversehrt, stand aber unter Schock.

Zu drei Jahren Haft verurteilt

Nach Angaben des französischen Jihad-Experten David Thomson, filmte A. die Tat und stellte das Video nachher auf Facebook. Der 13-minütige Clip wurde mittlerweile entfernt. "Ich weiß noch nicht, was ich mit ihm machen werde", hört man ihn darin sagen. Er überlegte offenbar was er mit dem kleinen Kind tun werde, das hinter ihm auf der Bank saß. Nicht nur A. selbst schwor dem IS in dem Video seine Treue. Auch die den Jihadisten nahestehende Nachrichtenagentur "Amaq" berichtete, dass der Täter Kämpfer des IS gewesen sei.

Der 25-jährige Täter, Larossi A., war vorbestraft. Er soll 2013 wegen Zugehörigkeit zu einem Ableger einer französisch-pakistanischen Jihad-Gruppe verurteilt worden sein, die Anhänger rekrutierte. A. stand damals mit sieben anderen Verdächtigen vor Gericht und erhielt eine dreijährige Haftstrafe, von denen sechs Monate auf Bewährung ausgesetzt waren. Der Vorwurf lautete damals, er habe mit der Gruppe "Terroranschläge vorbereiten" wollen.

Hollande verurteilt "Terrorakt"

Frankreichs Präsident Francois Hollande hat die Ermordung als unzweifelhaften Terrorakt bezeichnet. Das Land sei mit einer sehr hohen terroristischen Bedrohung konfrontiert, erklärte der Staatschef am Dienstag. Auch Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve bezeichnete den Angriff bei einer Pressekonferenz am Dienstag als "abstoßenden Terrorakt". Zum Stand der Ermittlungen äußerte er sich Dienstagfrüh nach einem Treffen mit Hollande im Elyseepalast nicht. Cazeneuve verwies auf die Pariser Staatsanwaltschaft.

An der kurzfristig angesetzten Sitzung nahmen auch Premierminister Manuel Valls und Justizminister Jean-Jacques Urvoas teil. Der Innenminister betonte erneut die hohe Terrorgefahr in Frankreich, Europa und dem Westen insgesamt. Seit Jahresanfang hätten französische Anti-Terror-Ermittler mehr als 100 Verdächtige festgenommen. Der Minister wollte sich am Vormittag in die Kommissariate von Les Moreaux und Mantes-la-Jolie begeben, wo die beiden getöteten Beamten gearbeitet hatten.

IS forderte zu Anschlägen auf Polizisten auf

Der IS hat schon seit Jahren immer wieder zur Ermordung von Polizisten und Soldaten westlicher Staaten aufgerufen. IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani erklärte in einer im September 2014 verbreiteten Tonaufnahme: "Attackiert die Soldaten der Tyrannen, ihre Polizei- und Sicherheitskräfte, ihre Geheimdienste und Kollaborateure." Dabei sollten Angreifer alleine handeln und sich jeder möglichen Waffe bedienen: "Wenn ihr keine Bombe zünden oder Kugel abfeuern könnt", sei jedes andere Mittel recht - etwa Messerattacken oder Angriffe mit einem Auto.

In Frankreich wurden in den vergangenen vier Jahren sieben Polizisten und Soldaten bei islamistischen Angriffen getötet. In Deutschland sorgte Ende Februar der Fall einer 15-jährigen mutmaßlichen Islamistin für Aufsehen, die am Hauptbahnhof von Hannover einen Polizisten mit einem Messer schwer verletzte.

Ende Mai 2013 ermordeten zwei Männer nigerianischer Abstammung einen 25-jährigen britischen Soldaten am helllichten Tag vor einer Kaserne im Londoner Stadtteil Woolwich mit einem Fleischerbeil und einem Messer. Augenzeugen zufolge wurde er enthauptet. Einer der beiden mutmaßlich islamistischen Täter sagte, er habe den Soldaten als Vergeltung für die Tötung von Muslimen ermordet.

(APA/dpa/AFP)

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