Dragovic als "Buhmann"?

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Der Kiew-Verteidiger wurde den hohen Erwartungen nach seiner Verletzung vor dem Turnier nicht gerecht. Aber: "Nach jedem Regen kommt die Sonne".

Die Fußball-EM in Frankreich war nicht das Turnier des Aleksandar Dragovic. Der Innenverteidiger von Dynamo Kiew wurde zum Auftakt gegen Ungarn (0:2) ausgeschlossen. In der Entscheidungspartie am Mittwoch in St. Denis bei Paris gegen Island (0:1) vergab der 25-Jährige einen Elfmeter. "Ich muss das erst einmal sacken lassen", sagte Dragovic. "Aber nach jedem Regen kommt die Sonne."

Dragovic hatte sich am 10. April in einem Ligaspiel einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen. Schon davor hatten ihn Oberschenkelprobleme geplagt. Österreichs Abwehrchef stand zwar bereits im ersten EM-Trainingslager ab 22. Mai in der Schweiz wieder zur Verfügung, seine Bestform erreichte er nach der Verletzung bis zum Turnierstart aber nicht mehr.

"Ich werde das erst einmal verdauen müssen ein paar Tage", erklärte Dragovic nach dem bitteren Aus in der Gruppenphase. Der Wiener betonte die Zusammengehörigkeit im Team. "Wir haben gemeinsam gewonnen, wir haben es gemeinsam geschafft zur EM. Wir haben gemeinsam verloren, wir sind gemeinsam ausgeschieden. Und so werden wir auch wieder gemeinsam aufstehen."

Als einer der Führungsspieler muss Dragovic mit gutem Beispiel vorangehen. Der Abwehrspieler hatte sich so viel von seinem ersten Turnier erwartet. Ein Sprungbrett sollte es sein zu einem europäischen Topclub. Dragovic' Vertrag in Kiew läuft noch bis 2018, ein Engagement bei Bayer Leverkusen steht im Raum. Werbung in eigener Sache hat der Linksfuß in Frankreich aber nicht betrieben.

"Nicht nur ich habe mir mehr erwartet, aber das ist die EM", meinte Dragovic. "Wir waren heuer das erste Mal dabei. Wir müssen daraus lernen." Möglicherweise sei man im Auftaktspiel gegen Ungarn zu naiv gewesen. Man hätte sich auch mit einem Unentschieden begnügen können, stattdessen kassierte man aus Gegenstößen zwei Tore. "Aber das hilft nichts: Wir sind ausgeschieden und aus den Fehlern müssen wir lernen."

Auch Dragovic selbst. Zumindest seine erste Gelbe Karte gegen die Ungarn war vermeidbar. Beim Elfmeter gegen die Isländer hatte er auch Pech. Der Ball ging an die Stange. "Jetzt bin ich halt der Buhmann, da muss ich auch damit leben", sagte Dragovic. Er hatte die Verantwortung übernommen, nachdem David Alaba als Gefoulter nicht selbst antreten wollte. Seinen bis dahin einzigen Elfer im ÖFB-Team hatte Dragovic im November 2014 in einem Test gegen Rekordweltmeister Brasilien (1:2) noch sicher verwertet - sein einziges Tor in bisher 49 Länderspielen.

Die Enttäuschung bei Dragovic saß auch noch lange nach Spielende tief. "Es wird sicher einige Zeit dauern. Aber wir werden wieder aufstehen und dann in die WM-Quali starten", betonte der Verteidiger. Die Ausscheidung beginnt am 5. September in Georgien. Bis dahin seien es noch einige Tage. "Aber man hat gesehen: Die Mannschaft hat Potenzial", meinte Dragovic. Auch gegen die Isländer sei man die bessere Mannschaft gewesen.

Woran es liegt, dass es bei der EM dennoch so ganz und gar nicht gelaufen ist? "Es sind kleine Details", meinte Dragovic. In einigen Situationen habe auch das nötige Glück gefehlt. Bei seinem Elfmeter waren es Zentimeter. "Wir haben auch Chancen herausgespielt, aber der Ball wollte nicht rein. Daraus müssen wir lernen und es in der nächsten WM-Quali besser machen."

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