Fusionsplan Deutsche Börse/LSE soll nicht an Brexit scheitern

A man walks past the London Stock Exchange in the City of London
A man walks past the London Stock Exchange in the City of LondonREUTERS
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Die Chefs der Deutschen Börse und der London Stock Exchange halten am geplanten Zusammenschluss fest. Doch der Widerstand wächst.

Deutsche Börse und London Stock Exchange (LSE) wollen ihren Fusionsplan nicht vom Nein der Briten zur EU durchkreuzen lassen. Die Konzerne stünden "unverändert zu den einvernehmlich beschlossenen und bindenden Bestimmungen des Zusammenschlusses", erklärten die beiden Unternehmen am Freitag.

Die beiden Konzerne streben eine europäische Superbörse an, deren Dachgesellschaft ihren rechtlichen Sitz in London haben soll. Das Tagesgeschäft soll wie bisher von den beiden Zentralen in Eschborn bei Frankfurt sowie London gesteuert werden. Das Votum der Aktionäre zu den Plänen wird im Juli erwartet, zudem brauchen die beiden Börsenbetreiber noch die Zustimmung von mehr als 20 Behörden - etwa der EU-Wettbewerbshüter und der hessischen Börsenaufsicht.

Sitz doch nach Frankfurt?

Welche Auswirkungen der Brexit auf das geplante Gemeinschaftsunternehmen hat, soll nun ein Gremium mit Vertretern beider Seiten untersuchen. Möglich ist, dass ein Teil der Geschäfte innerhalb der Gruppe künftig anders verteilt wird. Davon könnte der Finanzplatz Frankfurt profitieren, hieß es zuletzt.

Dort gibt es erhebliche Kritik daran, dass die Holding in der britischen Hauptstadt angesiedelt werden soll. Zwar erklärte am Freitag Deutsche-Börse-Aufsichtsratschef Joachim Faber, das Votum der Briten mache es noch wichtiger, die Bindungen zwischen Großbritannien und dem europäischen Kontinent zu stärken.

Doch die Kritiker sehen sich durch die Brexit-Entscheidung bestärkt. "Wir fordern nicht, dass die Fusion beendet wird, aber der Hauptsitz muss nach Frankfurt", sagte die Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Börse, Jutta Stuhlfauth, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Die hessische Börsenaufsicht hatte ebenfalls Zweifel geäußert, ob der Sitz in London genehmigungsfähig ist. Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sagte am Freitag, das Votum der Briten werde bei den Prüfungen des Ministeriums eine Rolle spielen, vor allem bei Fragen der Börsenaufsicht. "Und natürlich werden wir auch abwarten, ob die Pläne in dieser Form bestehen bleiben", sagte Al-Wazir.

Fusion könnte Geld vernichten

Auch die Zustimmung der Aktionäre gilt angesichts der Brexit-Entscheidung nicht mehr als Selbstläufer. Schon bei der Hauptversammlung der Deutschen Börse Mitte Mai hatten Anteilseigner Bedenken geäußert, dass die Fusion im Brexit-Fall für den Dax-Konzern zu teuer werden könnte. Denn dann werde die LSE deutlich an Wert verlieren und die Deutsche Börse viel Geld versenken. Festgelegt ist, dass die Frankfurter künftig 54 Prozent an dem fusionierten Unternehmen halten. Daran soll nicht mehr gerüttelt werden. Aktien der Deutschen Börse verloren am Freitag bis zum frühen Nachmittag knapp sechs Prozent, LSE-Papiere fast zehn Prozent.

(APA/dpa)

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