Bawag-Mutter Cerberus bangt um Milliarden

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Anleger wollen vier Milliarden Dollar abziehen, die Bawag soll Staatsgeld bekommen. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss.

New York/Wien. Der US-Finanzinvestor Cerberus, dem die österreichische Bawag gehört, gerät nach missglückten Zukäufen immer mehr unter Druck: Laut Informationen des „Wall Street Journal“ haben sich mehrere Investoren zusammengeschlossen. Sie wollen von der Beteiligungsgesellschaft Milliardenbeträge abziehen. Dem Vernehmen nach stehen Klienten vor dem Ausstieg, die über vier Mrd. Dollar (2,7 Mrd. Euro) der insgesamt 7,7 Mrd. Dollar an Vermögenswerten von Cerberus Partners halten. Cerberus kommentierte den Bericht nicht. Die Finanzgesellschaft gehörte lange Zeit zu den erfolgreichsten Beteiligungsfirmen weltweit. Doch nun werden dem Management zahlreiche Fehlentscheidungen vorgeworfen.

Wie schlecht es Cerberus wirklich geht, ist unklar. Denn die Gruppe weigert sich seit Jahren, Ergebniszahlen zu veröffentlichen. Ein wichtiger Fonds, der „Cerberus Partners LP“, soll im Vorjahr 25,5 Prozent an Wert verloren haben. „Es bringt uns um, dass wir Geld verloren haben und zu einem Problem für Sie geworden sind“, entschuldigte sich Cerberus-Chef Stephan Feinberg in einem Brief an Anleger. Zu ihnen gehören große institutionelle Investoren wie amerikanische Pensionsfonds. Steigen diese aus, muss Feinberg Vermögenswerte verkaufen und damit wegen der Finanzkrise unter Umständen niedrige Preise akzeptieren.

Auch in Österreich kämpft Cerberus mit Problemen. Im Vorjahr hat die Tochter Bawag einen Verlust von fast 550 Mio. Euro erwirtschaftet. Ende August werden die Halbjahreszahlen veröffentlicht.

Die Verhandlungen über die Staatshilfe sind so gut wie abgeschlossen. Diese Woche tagt der Bawag-Aufsichtsrat. Dabei geht es um eine Finanzspritze von 550 Mio. Euro und eine Haftung von 400 Mio. Euro. Um das Geld zu bekommen, musste Cerberus ein Wandlungsrecht akzeptieren. Falls die Bawag in zwei aufeinander folgenden Jahren keine Zinsen für das Staatsgeld zahlt, kann sich der Staat direkt an dem Institut beteiligen. Für die Bank Austria soll es eine ähnliche Regelung geben.

Insidern zufolge hat sich Cerberus lange Zeit gegen das Wandlungsrecht gewehrt, sich aber nun damit abgefunden. Zusätzlich müssen sich die Amerikaner auf Druck der Regierung verpflichten, ebenfalls Geld in die Bawag einzubringen. „Cerberus bleibt gar nichts anderes übrig, als die Forderung zu akzeptieren. Denn Österreich will nicht alleine für die Risken bei der Bawag aufkommen“, heißt es in Finanzkreisen.

Aufräumen in Japan

Viele Zukäufe der US-Beteiligungsfirma haben sich als Fehlgriffe erwiesen. Größtes Debakel war die Pleite des US-Autokonzerns Chrysler. Cerberus versicherte wiederholt, dass die Chrysler-Insolvenz nicht existenzbedrohend sei.

Zum Desaster entwickelte sich auch die US-Finanzfirma GMAC. Diese musste vom amerikanischen Staat mit einer Finanzspritze von fünf Mrd. Dollar gerettet werden. Im zweiten Quartal 2009 rutschte die Cerberus-Tochter mit 3,9 Mrd. Dollar wieder tief in die roten Zahlen. Im Finanzsektor ist Cerberus noch an der japanischen Banktochter Aozora beteiligt. Nach massiven Verlusten haben die Amerikaner dort vor Kurzem die Führungsspitze ausgetauscht. Nun soll Aozora von der Shinsei Bank übernommen werden.

Wie es mit der Bawag weitergeht, ist offen. Wegen der Staatshilfe ist ein rascher Ausstieg unwahrscheinlich. Cerberus will das Geld in den nächsten fünf Jahren zurückzahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2009)

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