Razzien bei "scheinselbständigen" Ryanair-Piloten

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FILES-NORWAY-ECONOMY-TRANSPORTAPA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT
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Die deutsche Staatsanwaltschaft und der Zoll haben Pilotenräume durchsucht. Selbständige Flugkapitäne sollen ihre Steuern und Abgaben nicht am Einsatzort abgerechnet haben.

An sechs deutschen Airport-Standorten gab es vorige Woche Razzien beim irischen Billigflieger Ryanair. Die Staatsanwaltschaft Koblenz und der deutsche Zoll ermitteln wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung und Scheinselbstständigkeit. Die Fahnder befragten die Piloten nach ihrem Arbeitsverhältnis, sie beschlagnahmten Computer, Einsatzpläne und Dokumente. Hinter den Durchsuchungen steht laut Staatsanwaltschaft Koblenz der Verdacht der Scheinselbstständigkeit und der Hinterziehung von Steuern und Sozialabgaben.

Nach den Razzien hat die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) die Fluggesellschaft heute aufgefordert, die Piloten direkt einzustellen. Der Billigflieger müsse seine "zwielichtigen Geschäftspraktiken" mit zwischengeschalteten Personaldienstleistern beenden, verlangte die VC in einer Mitteilung. Der Billigflieger nutze als Vorreiter aus, dass in Deutschland mehr als 10 Prozent aller Piloten arbeitslos seien, kritisierte die VC. Laut einer Studie müssten bereits 16 Prozent aller Piloten in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten.

Personaldienstleister als Kostenbremse

Auch mindestens zwei Privatwohnungen von Piloten seien durchsucht worden, hieß es letzte Woche in deutschen Zeitungen. Zugrunde liegen Ermittlungen gegen zwei britische Personaldienstleister, die Piloten unter Vertrag genommen und an den irischen Billigflieger Ryanair ausgeliehen haben. Über solche Firmen können Fluggesellschaften ihre Personalkosten drücken. In Deutschland stationierte, selbstständige Ryanair-Piloten sollen Steuern und Abgaben aber nicht - wie nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft von einer EU-Verordnung vorgeschrieben - am Einsatzort abgerechnet haben, schrieb die "Berliner Morgenpost".

Die Ermittlungen laufen bereits seit mindestens sechs Jahren. Auch die beiden britischen Personaldienstleister wurden schon im Wege der Rechtshilfe durchsucht. Die Ermittler hoffen, mit ihrer Arbeit im Lauf dieses Jahres fertig zu werden.

(APA/dpa)

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