Henry Louis Gates: Der Professor erzählt

(c) AP (Frank Franklin II)
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Henry Louis Gates lehrt an der Harvard University und ist ein Freund von Präsident Barack Obama. Im Juli wurde er kurzzeitig verhaftet. Nach dem Skandal legt Diogenes seine Erzählungen neu auf.

Der Diogenes Verlag hat schnell reagiert. Der Skandal um den schwarzen Harvard-Professor für Literatur, Henry Louis Gates, liegt nur wenige Wochen zurück und schon legt der Schweizer Verlag dessen Erzählungen „Farbige Zeiten“ als Taschenbuch neu auf.

Die Aufregung in Amerika war groß, als Gates am 16. Juli 2009 vor seinem Haus, nur zwei Minuten vom Campus der Uni entfernt, von Polizisten verhaftet wurde. Bei seiner Rückkehr von einer Reise klemmte die Tür seines Hauses, sodass er mit dem Taxifahrer – ebenfalls einem Schwarzen – über den Hintereingang in sein eigenes Haus einstieg. Dies veranlasste Nachbarn dazu, die Polizei zu rufen. Was dann geschah, lässt sich bis heute nicht genau klären. Die Polizei verhaftete den Professor, angeblich weil Gates laut und ausfällig geworden war. Freigelassen wurde er erst, als die Polizei erkannte, wen sie vor sich hatte. Der Vorfall bekam eine neuerliche Wendung, als sich US-Präsident Barack Obama einschaltete, ein langjähriger Freund Gates'. Obama nannte das Verhalten der Polizei zunächst „dumm“, entschuldigte sich kurz darauf aber für seine ungeschickte Wortwahl. Eine neue Rassismusdebatte war da längst losgetreten.

Eine Debatte, zu der der Diogenes Verlag mit Gates' Erzählungen aus dem Jahr 1994 offenbar einen Beitrag leisten will. In „Farbige Zeiten“ schildert der Autor seine Jugend in den Fünfzigerjahren in West Virginia, berichtet über das ausschließlich von Weißen gemachte Fernsehen und seine ersten Schritte im „Revier der Weißen“, der Schule.awa

Henry Louis Gates: „Farbige Zeiten – Eine Jugend in Amerika“ Diogenes, 305 Seiten, 10,20 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2009)

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