Gedenkstätten ärgern sich über „Pokémon Go“

Illustration of the augmented reality mobile game 'Pokemon Go'
REUTERS
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Die beliebte Smartphone-App lockt Spieler an verschiedenste Orte. Jetzt häufen sich Beschwerden.

In den US-amerikanischen Notrufzentralen gingen in den vergangenen Tagen immer wieder ähnliche Anrufe ein: Hausbesitzer berichteten von Menschen, die auf verdächtige Art herumgingen und dabei ihre Smartphones auf Häuser richteten. Spionierten da Einbrecher potenzielle Ziele aus? Nein, wie sich herausstellte: Es waren Nutzer des Smartphone-Spiels „Pokémon Go“, die ausgeschwärmt waren, um an öffentlichen Orten kleine Monster zu fangen. Die Augmented-Reality-App, die einen weltweiten Hype ausgelöst hat und noch diese Woche auch in Österreich offiziell erhältlich sein soll, verbindet die reale Umgebung mittels Kamera und GPS mit einer virtuellen Welt, die von Pokémon bevölkert ist.

Das sorgte mancherorts für unvermutete Menschenansammlungen, aber auch für Ärger: Ein Krankenhaus in Amsterdam etwa musste Spieler via Twitter auffordern, zur Pokémon-Jagd nicht in gesperrte Bereiche des Spitals einzudringen. Selbst in Gedenkstätten wurde gespielt; der Arlington-Ehrenfriedhof wie auch das US Holocaust Memorial Museum in Washington haben gebeten, das „unangemessene Verhalten“ sein zu lassen. Auch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau verbietet Besuchern nun das Spielen, das „respektlos auf vielen Ebenen“ sei.

 

Ein Konzentrationslager „erobern“

Für die Entwicklerfirma von „Pokémon Go“, die ehemalige Google-Tochter Niantic, dürften solche Vorwürfe nicht neu sein. Das Spielprinzip von „Pokémon Go“ geht auf das Vorgängerspiel „Ingress“ zurück, bei dem interessante Orte – Kunstwerke, Denkmäler, Unternehmen, wertvolle Architektur – als „Portale“ dienen, die es zu erobern gilt (und die zum Teil auch in „Pokémon Go“ übernommen wurden). Auch Spieler konnten Orte einreichen. So sei es passiert, dass sich in NS-Konzentrationslagern Portale befanden – Niantic entschuldigte sich für den Vorfall und versprach, sie aus dem Spiel zu löschen.

Nun ist Niantic erneut mit der Aufforderung konfrontiert, gewisse Bereiche auf der Landkarte aus dem Spiel zu nehmen. Menschen in Australien, denen der Andrang vor ihrem Haus zu viel wurde, haben indessen mit eigenen Waffen auf die „Pokémon“-Spieler reagiert: Sie bewarfen sie mit Wasserbomben. (kanu)

(APA/dpa)


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