Frankreich: "Müssen lernen, mit Bedrohung zu leben"

Manuel Valls warnt vor weiteren Anschlägen.
Manuel Valls warnt vor weiteren Anschlägen.APA/AFP/FRANCOIS GUILLOT
  • Drucken

Das französische Parlament verlängert den Ausnahmezustand um sechs Monate. Premierminister Valls geht von weiteren Anschlägen aus.

Als Reaktion auf den Anschlag von Nizza hat die französische Nationalversammlung den Ausnahmezustand um sechs Monate verlängert. Dem Votum in Paris in der Nacht zu Mittwoch war ein Kompromiss zwischen der sozialistischen Regierung und der konservativen Opposition vorausgegangen: Dieser sieht vor, dass der Ausnahmezustand nicht nur um drei Monate, sondern gleich um ein halbes Jahr ausgedehnt wird.

Premierminister Manuel Valls hatte die Abgeordneten vor der Abstimmung in einer Rede vor dem Plenum auf die Wahrscheinlichkeit weiterer Anschläge eingeschworen: "Es ist hart, dies zu sagen, aber es ist meine Pflicht: Es wird weitere Anschläge geben, und es werden weitere unschuldige Menschen getötet werden", sagte Valls. "Wir dürfen uns an diese Bedrohung nicht gewöhnen, aber wir müssen lernen, mit ihr zu leben."

Die sozialistische Regierung hatte zunächst eine Verlängerung der Notbestimmungen nur bis Ende Oktober geplant; eine entsprechende Vorlage hatte das Kabinett beschlossen. Die Regierung ging dann aber auf den Vorschlag der konservativen Republikaner des früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy ein, den Ausnahmezustand um sechs Monate zu verlängern. Er soll nun bis Ende Jänner 2017 gelten.

Ausnahmezustand seit November

Der Ausnahmezustand war nach den Anschlägen von Paris im November 2015 mit 130 Toten verhängt und bereits drei Mal verlängert worden. Er ermöglicht unter anderem Ausgangssperren, Wohnungsdurchsuchungen ohne richterlichen Beschluss auch in der Nacht und Hausarrest für Menschen, die als Gefahr für die Sicherheit und öffentliche Ordnung angesehen werden.

Die Debatte in der Nationalversammlung hatte am späten Dienstagnachmittag begonnen. Am Mittwoch befasst sich der Senat mit den Plänen.

Der Nizza-Attentäter stammte aus Tunesien und hatte seinen Wohnsitz in der südfranzösischen Stadt. Er war während der Feiern zum französischen Nationalfeiertag am Donnerstagabend mit einem Lastwagen in die Menge gerast und hat dabei 84 Menschen getötet.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlels Adresse
Außenpolitik

Verdächtiger nach Anschlag von Nizza inhaftiert

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen war der 36-jährige Verdächtige "seit mindestens einem Jahr" in Kontakt mit Lahouaiej Bouhlel.
Symbolbild: Gedenken an den Anschlag in Nizza
Weltjournal

Anschlag von Nizza: Zwei weitere Verdächtige verhaftet

Die Männer befinden sich in Polizeigewahrsam. Sie könnten den Angreifer Mohamed Lahouaiej Bouhlel "logistisch unterstützt" haben.
Der mit Kugeln durchsiebte Truck.
Außenpolitik

Nizza-Anschlag: "Ich war bereit zu sterben"

Erstmals berichtet der Moped-Fahrer, der versuchte, den Attentäter in Nizza aufzuhalten, von seinen Erlebnissen.
Außenpolitik

Attentäter von Nizza hatte mindestens fünf Komplizen

Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass der Anschlag seit Monaten geplant worden ist.
Gedenken an Opfer
Außenpolitik

Nizza-Anschlag: Fünf Verdächtige vor dem Richter

Die Vorwürfe wegen der mangelnden Sicherheitsvorkehrungen mehren sich: Nur ein einziges Polizeiauto habe die für Autofahrer gesperrte Promenade blockiert. Paris ordnet eine Untersuchung an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.