Thomas Cook setzt auf sicheren Luxus

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Thomas Cook Österreich musste diesen Sommer hohe Einbußen in der Türkei hinnehmen und den Nachfrageboom in westlichen Ausweichquartieren stemmen.

Wien. Mit einer weißen Zuckergusstorte nebst Zugmotiv wollte Thomas Cook Österreich das 175-Jahre-Jubiläum der Reisemarke feiern. Man erinnerte an den Beginn unter Abstinenzler Cook, der in England Zugfahrten mit Schinkenbrot und Tee veranstaltete und so den Pauschaltourismus erfand. Doch Österreichs drittgrößter Touristikkonzern kam bei seiner Pressekonferenz am Mittwoch trotz Feierstimmung nicht umhin, auf die Lage auf dem Reisemarkt einzugehen.

Die Österreich-Tochter des Londoner Unternehmens veröffentlicht zwar keine Zahlen. Geschäftsführer Ioannis Afukatudis verwies beim Türkei-Geschäft aber auf die für Gesamtösterreich geltenden Buchungseinbrüche von 40 bis 50 Prozent in diesem Sommer und sagte: „Wir sind ein großer Teil des Marktes.“ Das von Anschlägen und inneren Spannungen gebeutelte Land war 2015 das zweitstärkste Zielgebiet für über Thomas Cook gebuchte Pauschalreisen.

Nun ist die Türkei mit ihren enormen Bettenkapazitäten auf den dritten Platz abgerutscht. Das Last-Minute-Geschäft habe wie in Griechenland seit der letzten Juniwoche aber wieder angezogen, betont Afukatudis.

„Bulgarien ist Hauptziel“

Als große Gewinner der „Verwerfungen auf dem Reisemarkt“ nennt er Spanien, Griechenland, die Fernstrecke und Bulgarien – „auch wenn die Hotelkapazitäten nicht alles ausgleichen konnten“. Die in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geratene Feriendestination Bulgarien kam im hausinternen Ranking heuer auf Platz vier. „Sie bietet eine ähnliche Preisklasse und Qualität, wie sie die nordafrikanischen Reiseländer gehabt haben – Bulgarien ist heute ein Hauptziel“, so der Österreich-Chef.

Doch die Sommersaison ist für das Unternehmen de facto abgehakt, längst geht es um den Winter. Konkret: die ab der Wintersaison neuen Luxusreisen. „Die Marke Thomas Cook war zu verwässert“, sagt Touristik-Chef Lorenz Baumgartner. Es sei Zeit für eine schärfere Abgrenzung zwischen dem All-inclusive-Familienurlaub und den Luxusreisen gewesen. Das eine wird weiterhin von der Thomas- Cook-Marke Neckermann bedient, das andere nun unter Thomas Cook Signature und der Signature Finest Collection.

Für die Saison 16/17 prognostiziert Thomas Cook einen starken Preisanstieg für die Fernstrecke – etwa neun Prozent im von US-Touristen stark besuchten Kuba. Auch die Malediven, Mexiko und die Dominikanische Republik werden um zwei bis vier Prozent teurer. Preisnachlässe gibt es – angetrieben von der Krisenstimmung in der Region – in der Türkei mit minus fünf, in Ägypten mit minus zwei und besonders massiv in Tunesien mit minus 15 Prozent. (loan)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2016)

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