Wartezeiten: Krankenkasse will Einzelverträge mit Röntgeninstituten

Hand eines Arztes mit Roentgenbild
Hand eines Arztes mit Roentgenbild(c) www.BilderBox.com (BilderBox.com)
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Um Wartezeiten auf MRT- und CT-Untersuchungen zu verkürzen, will die Wiener Gebietskrankenkasse den Gesamtvertrag mit den Radiologen abschaffen.

Wien. Die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) hat „Kopfweh“ wegen der hohen Zahl von MRT-Untersuchungen und die zum Teil langen Wartezeiten auf MRTs bzw. CTs in den Instituten für bildgebende Diagnostik. WGKK-Obfrau Ingrid Reischl will Steuerungsmechanismen einführen, um die Untersuchungen besser verteilen zu können oder den Gesamtvertrag mit den Instituten infrage stellen.

„Die Ausgangssituation ist, dass wir in Österreich Weltmeister bei der Anzahl der MRTs sind. Wir haben 19 Magnetresonanzgeräte pro Million Einwohner. Wir haben 120 MRT-Untersuchungen pro tausend Einwohner und Jahr. In Wien liegen wir noch darüber“, sagte Reischl am Mittwochabend bei einem Hintergrundgespräch in Wien. Fazit: „Ständig mehr MRT- und CT-Untersuchungen anzubieten kann sicher nicht die Lösung für das Problem zu langer Wartezeiten sein.“ Die in diesem Zusammenhang genannten OECD-Daten werden von den Radiologen bezweifelt. Sie würden vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger „konsequent falsch zitiert“. Die Staaten würden oft nur die öffentlich betriebenen Geräte, meist nicht die privaten, Österreich aber alle Geräte melden.

Daher liege Österreich im internationalen Vergleich der Gerätezahlen scheinbar gut, in Wahrheit aber im unteren Mittelfeld. Die Radiologen beklagen, dass es seit 2009 einen gedeckelten Vertrag mit den Krankenkassen gibt, wodurch man – um rentabel zu wirtschaften – nicht mehr Untersuchungen durchführen könne.

Mehr Steuerungsmechanismen

Reischl will mehr Steuerungsmechanismen (z. B. Reihung nach Dringlichkeit) für die Verteilung der Untersuchungen. Dafür will sie im Zweifelsfall den Gesamtvertrag mit den Instituten aufgelöst sehen und Einzelverträge möglich machen. „Es ist so, dass derzeit Gespräche stattfinden. Können wir uns auf einen Steuerungsmechanismus einigen, ist das gut. Können wir uns nicht einigen, wäre ich dafür, den Gesamtvertrag abzuschaffen“, sagt Reischl. Das wiederum stößt bei Radiologenvertreter Franz Frühwald auf Ablehnung: „Das finde ich sehr delikat von einer Gewerkschafterin, dass sie sozusagen einen ,Kollektivvertrag‘ abschaffen will. Dann stehen wir einem einzigen Kartell gegenüber.“ Das wäre so, als würde der einzelne Stahlarbeiter mit einem Stahlkonzern seinen Arbeitsvertrag aushandeln müssen. Frühwald: „Wenn das kommt, gibt es den Untergang der Institute und nur noch Wartezeiten im Spital für alle.“

Die Gesundheitspolitik sollte hingegen endlich für Wettbewerb zwischen den österreichischen Krankenkassen mit der Möglichkeit der Versicherten zum Wechsel sorgen. „Das wäre logisch. Dann hätten wir bei den Kosten schnell eine Entwicklung wie im Telekombereich in der Vergangenheit.“ (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2016)

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