Tschechiens Präsident nennt Merkels Willkommenskultur "unsinnig"

Zeman ist für seine fremdenfeindlichen Aussagen bekannt.
Zeman ist für seine fremdenfeindlichen Aussagen bekannt.(c) APA/AFP/POOL/DAMIR SAGOLJ (DAMIR SAGOLJ)
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Zeman fordert die deutsche Kanzlerin zu einem Kurswechsel auf. Deutschland könne nicht so viele Flüchtlinge aufnehmen - vor allem da unter ihnen Jihadisten seien.

Der tschechische Präsident Milos Zeman hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik aufgefordert. "Ich bin der Ansicht, dass die Bundeskanzlerin ihre Meinung ändern sollte, denn die Willkommenskultur hat sich als unsinnig erwiesen", sagte der 71-Jährige der Zeitung "Pravo". "Es gibt bei Politikern einen Hang, auch dann auf Erklärungen zu beharren, wenn die Tatsachen das Gegenteil ihrer Meinung beweisen."

Trotz der jüngsten Gewalttaten in Deutschland hatte Merkel am Donnerstag ihren bisherigen Kurs verteidigt und dabei ausdrücklich ihren berühmten Ausspruch zur Flüchtlingskrise vom vergangenen Jahr - "Wir schaffen das" - wiederholt. Gleichzeitig kündigte sie an, "alles Menschenmögliche" zur Verhinderung weiterer Anschläge zu unternehmen. Zeman dagegen sagte, Deutschland sei nicht in der Lage, hunderttausende Flüchtlinge aufzunehmen, "insbesondere, wenn unter ihnen Jihadisten sind".

Zeman denkt über Grenzzaun nach

Als Reaktion auf die jüngsten Anschläge in Deutschland rief Zeman zur Abschiebung aller abgelehnten Asylbewerber auf. "Die einzige Lösung ist, die Ursache zu beseitigen, und diese Ursache sind leider die illegalen Migranten", sagte der Präsident, der offiziell fast nur repräsentative Aufgaben hat. Auch islamische Hassprediger müssten sofort abgeschoben werden.

Der wegen fremdenfeindlichen Aussagen umstrittene Politiker sprach sich für eine stärkere Sicherung der Grenzen aus. "Im Falle einer größeren Migrationswelle hätte ich auch nichts gegen einen Grenzzaun einzuwenden", sagte der Politiker. Als Vorbild führte er Ungarn an.

Tschechien verfolgt eine restriktive Flüchtlingspolitik. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres erhielten 122 Menschen Asyl in dem EU-Mitgliedsstaat. Im gleichen Zeitraum wurden 418 Anträge abgelehnt.

(APA/dpa)

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