Rekordtransfer: Pogba-Wechsel steht vor Abschluss

Paul Pogba
Paul PogbaREUTERS
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Paul Pogba wird von Juventus Turin zu Manchester United wechseln. Rund 110 Millionen Euro Ablöse bedeuten eine neue Bestmarke.

Manchester/Wien. In den letzten Wochen hatte es sich bereits angebahnt, nun hat der Weltfußball seinen neuen Rekordtransfer. Der Wechsel von Paul Pogba, 23, von Juventus Turin zu Manchester United steht unmittelbar vor dem Abschluss, der Franzose absolvierte am Sonntag den Medizincheck in England und wird wohl schon heute offiziell präsentiert. Die Ablöse soll laut Medienberichten zwischen 110 und 120 Millionen Euro liegen, womit Pogba Gareth Bale als teuersten Fußballer der Welt ablösen wird. Der Waliser war 2013 um kolportierte 100 Millionen Euro von Tottenham zu Real Madrid gewechselt.

Mit der Freigabe für die Reise nach England hat Juventus seine Zustimmung zum Wechsel gegeben, für die Italiener ist es ein Riesengeschäft. Vor vier Jahren hatten sie den athletischen Mittelfeldmann ablösefrei von Manchester United verpflichtet, nun lassen sie ihn um Millionen zurückkehren. Pogba ist beim englischen Rekordmeister der vierte Neuzugang nach Zlatan Ibrahimovic (Paris St. Germain), Henrich Mchitarjan (Borussia Dortmund) und Eric Bailly (Villarreal) und soll mithelfen United wieder an die Spitze der Premier League zu führen. Die vergangenen Saison hat der Klub unter Louis van Gaal, der vorzeitig entlassen wurde, nur auf dem fünften Tabellenplatz beendet und damit die Champions League verpasst.

Pogba kehrt nun als 38-maliger französischer Nationalspieler und schillernder Star zu jenem Klub zurück, den er 2012 verlassen hatte, nachdem ihm trotz großen Talents der Durchbruch verwehrt geblieben war. 2009 war er als 16-Jähriger von Le Havre zu United gewechselt, wo er zunächst im Reserveteam spielte. Im September 2011 gab er im League Cup sein Debüt für die erste Mannschaft, im darauffolgenden Jänner verbuchte er gegen Stoke City seinen ersten Liga-Einsatz. 195 Profi-Minuten waren dem damals 19-Jährigen aber nicht genug und so wechselte er zu Juventus.

Exzentriker mit Qualitäten

In Italien reifte der 1,90 m große Pogba zum Weltklassespieler. Er überzeugt nicht nur mit seiner starken Athletik, sondern auch mit seinen technischen Qualitäten. Der Mittelfeldmann verfügt über die technischen Fertigkeiten und die Genialität, selbst ein Spiel zu entscheiden, aber auch über das perfekte Auge, um seine Kollegen einzusetzen. 13 Assists und acht Tore steuerte der 23-Jährige auf dem Weg zu Juventus' Meistertitel bei, auch bei der EM erwies er sich als Leistungsträger und kam mit Frankreich bis ins Finale.

Allerdings ist Pogba auch für seine Exzentrik auf und abseits des Platzes bekannt, die er nicht nur durch extravagante Frisuren auslebt. Immer wieder eckt der Profi an, bei der Heim-EM im Juni sorgte eine verpönte Jubelgeste für öffentlichen Aufruhr, Teamchef Didier Deschamps verbannte ihn für einen Auftritt in Badeschlapfen zwischenzeitlich auf die Bank. Vielleicht nicht ganz zufällig hat Pogba mit Mino Raiola denselben Manager wie Ibrahimovic – nun spielen die beiden großen Egos Seite an Seite. Der Schwede schoss United am Sonntag mit seinem späten Tor (83.) zum 2:1-Sieg im Community Shield gegen Meister Leicester (Christian Fuchs bis 80.).

Die bereits seit Wochen kursierende Ablösesumme hat in England für Aufruhr gesorgt. „Verrückt“ sagte Arsenal-Trainer Arsene Wenger, auch Liverpool-Coach Jürgen Klopp übte Kritik. United-Trainer Jose Mourinho nahm die Wortmeldungen seiner Kollegen mit der ihm eigenen Gleichgültigkeit hin. „Wir haben uns entschlossen nur vier und nicht zehn neue Spieler zu holen, von denen wir glauben, dass sie das Level für Manchester United haben“, erklärte der portugiesische Startrainer. "Vier Spieler, von denen wir wirklich glauben, dass sie unsere Mannschaft verbessern werden.“ Den Beweis muss Pogba freilich erst antreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 7.8.2016)

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