Karmasin will Sommerferien um zwei Wochen verkürzen

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Neun Wochen Sommerferien seien zu lang, sagt die Familienministerin. Die Ferien sollten anders aufgeteilt werden.

Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) macht einen Vorstoß zur Verkürzung der neunwöchigen Sommerferien. Aus der Sicht der Eltern müsse man Änderungen diskutieren. „Wir brauchen etwa zwei Wochen kürzere Sommerferien und dafür längere Herbstferien“, sagt sie in der „Kleinen Zeitung“. „Nicht weniger Ferien insgesamt, nur anders aufgeteilt.“ Wenn die Ferien in mehrere Pakete aufgeteilt seien, habe man weniger Probleme mit der Betreuung.

Im Bildungsministerium will man den Vorschlag inhaltlich noch nicht beurteilen, ist aber offen für Gespräche über das Thema Sommerferien. „Die Diskussion ist da und wir werden ergebnisoffen reingehen“, heißt es aus dem Büro von Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) zur „Presse“. „Was uns ganz wichtig ist, dass wir diese Diskussion nicht ohne die Schulpartner führen. Lehrer, Schüler und Eltern müssen miteinbezogen werden.“

Zuletzt forderten Arbeiterkammer, Plattform für Alleinerziehende sowie Katholische Frauenbewegung, die Ferien zu verkürzen. Es sei für viele Eltern „eine Katastrophe“, für neun Wochen Betreuung für Schulkinder sicherzustellen. Die Folge: Es sei ein eigener Wirtschaftszweig zur Betreuung der Schulkinder entstanden, die Kurse und Ferienangebote seien allerdings für Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern nicht leistbar.

Karmasin soll sich um Betreuung kümmern

Lehrer und Elternvertreter sind von dem aktuellen Vorschlag allerdings nicht begeistert. „Die Zahl der Familien, die es nicht schafft, die Kinder in den Ferien in der Familie zu betreuen, steigt. Aber alle Versorgungsprobleme, die in den großen Ferien entstehen, entstehen auch, wenn die Ferien anders aufgeteilt sind“, sagt Andreas Ehlers vom Pflichtschulelternverband. Es gehe also um ausreichend ganztägige Betreuungsangebote. Darum sollte sich Karmasin kümmern.

Die Diskussion um die Ferien sei aber generell zu kurz gegriffen, sagt Ehlers. „In Wirklichkeit geht es darum, wie das Schuljahr gestaltet wird. Darum, wie man das Schuljahr aus pädagogischen Gesichtspunkten optimieren kann. Wie lang die Unterrichtsabschnitte sind. Derzeit ist das etwas ungewichtig verteilt.“ An der durchschnittlichen Zahl von 180 Unterrichtstagen pro Jahr sollte aber nicht gerüttelt werden, heißt es vom Pflichtschulelternverband.

Schule nicht für Betreuung zuständig

„Wenn es einen pädagogischen Mehrwert gibt, sollten wir das machen. Wenn nicht, dann sollten wir es lassen“, sagt der oberster Lehrergewerkschafter Paul Kimberger. Der generell nicht findet, dass die Schule für die Betreuung der Kinder zuständig sein sollte. „Natürlich verstehe ich, dass Eltern bei neun Wochen Sommerferien Betreuungsprobleme haben. Aber das löst sich mit längeren Herbstferien auch nicht. Weil dann gibt es im Herbst ein Betreuungsproblem“, sagt er. Dafür könne man aber im Sommer Freizeitpädagogen anstellen.

Die Elternvertreter der mittleren und höheren Schulen halten „gar nichts“ von Karmasins Vorstoß, weil sich in Summe die Dauer der Ferien nicht verändert. „Das heißt, am Betreuungsaufwand ändert sich gar nichts“, sagt Gernot Schreyer. An der Dauer würde er aber auch nichts verändern. „Wir müssen damit aufhören uns auf die Bedürfnisse der Eltern zu konzentrieren. Die Kinder brauchen diese Ferien.“ Im Prinzip gehe es um mehr leistbare Betreuungsangebote für die Eltern.

Die Schüler sind zumindest offen für eine Diskussion. „Wir sind einer Diskussion nicht abgeneigt“, sagt Bundesschulsprecher Maximilian Gnesda. „Wichtig ist, dass gemeinsam mit Schulpartnern verhandelt wird und Schulpartner auf jeden Fall in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.“ Auch von der Seite der Schüler heißt es aber: „Es muss von Beginn an das Versprechen geben, keinen Ferientag zu streichen!“

Österreich liegt etwa im Durchschnitt

In Europa liegt Österreich mit seiner Sommerferiendauer in etwa im Schnitt. Noch längere Sommerferien gibt es vor allem in Südeuropa sowie im Baltikum mit bis zu 13 Wochen. Kürzer dauern sie vor allem in Großbritannien, Dänemark sowie in Deutschland und der Schweiz. In den beiden Nachbarländern sind im Regelfall sechs Wochen im Sommer frei, einzelne Schweizer Kantone haben noch kürzere Urlaubszeiten. Ausgeglichen wird dies aber jeweils durch ausgedehnte Herbstferien.

>>> Zum Bericht in der Kleinen Zeitung

(beba)

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