Kern mischt sich bei Uni ein: Ende des „Dornröschenchlafs“?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Kanzler Kern kritisiert Zugangsbeschränkungen. Die Unis hoffen, dass die Hochschulen nun endlich zur Chefsache werden.

Nachdem Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) eine Debatte über die Zugangsbeschränkungen in Informatik losgebrochen hat, hoffen die Uni, dass die Koalition aus ihrem „Dornröschenschlaf“ in punkto Hochschulpolitik erwacht. Unter der Kanzlerschaft Werner Faymanns (SPÖ) habe der Eindruck vorgeherrscht, dass kaum Interesse am Thema Hochschulen bestehe, sagt Rektorenchef Oliver Vitouch. „Man gewann nicht gerade das Bild, dass der 'Wettbewerb um die besten Köpfe' Chefsache war.“ Nun keime die Hoffnung, dass sich das ändere.

Kern hatte sich kritisch über die Zugangsbeschränkungen in Informatik geäußert – die seine Partei mitbeschlossen hat: Er sei „nicht sehr glücklich“ über die Schranken, die die TU Wien und die Uni Wien dieses Jahr erstmals nutzen. Aus Sicht der Universität sei das angesichts der begrenzten Mittel möglicherweise richtig, gesamtwirtschaftlich aber „nicht akzeptabel“, sagte der Kanzler. „Da gibt es ein großes Bedürfnis aus der Wirtschaft.“ Ausgelöst hatte die Debatte, dass an der TU die Zahl der Anfänger halbiert wird – während die Regierung gleichzeitig vor hat, Informatiker auf die Liste der Mangelberufe zu setzen, um leichter ausländische Arbeitskräfte beschäftigen zu können.

„Es braucht gute Bedingungen“

Mit Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) gelte es daher, einen Weg zu finden, wie „die Zweige, die in Zukunft die Wirtschaft unseres Landes ausmachen“, ausreichend dotiert werden könnten, sagte Kern am Mittwoch im ORF-Radio. Das ist nun der Satz, aus dem die Universitäten Hoffnung schöpfen. Gerade in Zukunftsfeldern wie der Informatik werde es eine ausreichende Zahl an Absolventen essentiell sein“, sagt der Rektorenchef. „Dafür braucht es gute Studienbedingungen und adäquate Ausstattung.“

Die Möglichkeit zur Einführung von Zugangsbeschränkungen in Informatik wurde von SPÖ und ÖVP 2013 eingeführt und erst im Vorjahr – ebenfalls mit Zustimmung der SPÖ – verlängert. Bisher machte davon nur die Uni Innsbruck Gebrauch. Die TU Wien tat das nicht, weil die vorgegebene Zahl der Studienplätze immer noch zu hoch gewesen sei. In der aktuellen Leistungsvereinbarung schraubte das Wissenschaftsressort die Zahl der Plätze nun allerdings herunter: von 980 auf 581. Im vergangenen Herbst hatte esnoch 1125 Anfänger gegeben. Die Uni Wien bietet für Informatik und Wirtschaftsinformatik 360 Plätze an. In Innsbruck sind es 180. An den anderen Universitäten ist der Zugang zu Informatik auch diesen Herbst unbeschränkt.

Schranken: "Nicht zur Debatte"

Für Wissenschaftsminister Mitterlehner stehen die Zugangsregeln in Informatik derzeit nicht zur Debatte. „Das haben wir mit der SPÖ gemeinsam verhandelt und verlängert“, heißt es aus seinem Büro. „Das dient der Steigerung der Qualität an den betroffenen Universitäten.“ Außerdem könne Informatik nicht nur an den Unis, sondern auch an den Fachhochschulen angeboten werden. Insgesamt sei man aber erfreut über die Debatte: „Wir begrüßen sehr, dass es eine Stärkung der Universitäten geben soll.“

(APA/red.)

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