Chinesen sind die neuen Russen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Wien will die Zahl der Nächtigungen bis 2020 auf 18 Millionen steigen. Dafür sollen vor allem chinesische Gäste gewonnen werden. Mit Airbnb hat man weniger ein Problem.

Zuerst waren es die Russen, dann die Araber, jetzt also die Chinesen. Jene Gruppe von Touristen, die in Wien so stark vertreten sind, dass sie in der Stadt spürbar sind. Wobei – wie so oft bei Pauschalierungen –, ganz so stimmt das natürlich nicht. Denn die am stärksten vertretene Gruppe unter den Wien-Touristen sind immer noch die Deutschen, gefolgt von den Österreichern. Laut Halbjahresbilanz 2016 von Wien Tourismus bilden deutsche Gäste mit 1,382 Millionen Nächtigungen die größte touristische Gruppe, gefolgt von Österreichern (1,37 Mio. Nächtigungen). Dann kommt mit großem Abstand die USA (367.000 Nächtigungen), gefolgt von Italien, Großbritannien, der Schweiz und Spanien sowie Frankreich. Aus Russland sind mit 157.000 Nächtigungen immer noch mehr Gäste hier als aus China (121.000 Nächtigungen). Allerdings gibt es bei den russischen Gästen ein Minus von 28 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015. Die Chinesen haben hingegen um neun Prozent zugelegt – und dürften somit die Japaner abgelöst haben (die mit 112.000 Nächtigungen bereits hinter den Rumänen liegen).

Thema Sicherheit. In Summe lag die Zahl der Nächtigungen im ersten Halbjahr 2016 bei 6,6 Millionen (ein Plus von knapp fünf Prozent). Bei Wien Tourismus ist man zwar optimistisch, dass dieser Positivtrend anhält. Allzu euphorisch will man sich angesichts der „geopolitischen Rahmenbedingungen“ – sprich der Terrorgefahr – aber nicht zeigen. Europa werde mittlerweile nicht mehr als Kontinent angesehen, auf dem „alles glattläuft“, wie Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner bei der Präsentation der Halbjahresbilanz verkündete.

Er hält dennoch an dem Ziel fest, bis zum Jahr 2020 die Zahl der Nächtigungen auf 18 Millionen zu steigern. Derzeit liegt die Zahl bei 14,3 Millionen (Stand 2015). Es sehe zwar momentan danach aus, dass man das Ziel erreiche, meint Kettner zur „Presse“, sicher sei das angesichts der „globalen Lage“ aber nicht.

Beim Thema Share Economy – Stichwort Airbnb – zeigt man sich gelassen. Natürlich verlange man auch in Wien faire Regeln – derzeit wird an einer gesetzlichen Regelung gearbeitet. Das Problem sei in Wien aber nicht so groß wie in anderen Städten. Kettner dazu: „40 Prozent der Wiener Wohnungen können gar nicht auf diesen Plattformen sein, weil sie Gemeinde- oder Genossenschaftswohnungen sind.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Die Flaniermeile La Rambla in Barcelona ist zu einer reinen  Touristenmeile geworden, die von Einheimischen mittlerweile  gemieden wird.
Weltjournal

Barcelona: Bewohner wollen ihre Stadt zurück

Die Bewohner der Stadt sprechen bereits von einer "Invasion" der Touristen. Bürgermeisterin Ada Colau reagiert mit einem Hotelbaustopp und der Jagd auf illegale Hotelbetten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.