Tate-Direktor Serota kündigt seinen Rückzug an

Tate Director Nicholas Serota speaks during a news conference at the Foundling Museum in London
Tate Director Nicholas Serota speaks during a news conference at the Foundling Museum in London(c) REUTERS (Suzanne Plunkett / Reuters)
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Unter der Leitung von Nicholas Serota wurde die Tate Modern gegründet. Der 70-Jährige leitete den Museumsverband fast 30 Jahre.

Der langjährige Direktor der britischen Tate-Museen, NicholasSerota, hat seinen Rücktritt angekündigt. Wie am Donnerstag auf der Tate-Webseite zu lesen war, wird der 70-jährige Serota im kommenden Jahr seinen Posten verlassen.

Serota stand seit 1988 an der Spitze der Körperschaft, die vier Kunstmuseen in Großbritannien betreibt: Tate Britain, Tate Liverpool, Tate St Ives und Tate Modern. Die Tate Modern wurde im 2000 unter seiner Leitung gegründet und gilt als eines der bedeutendsten Museen für Moderne Kunst weltweit und wurde zuletzt um einen zehnstöckigen Anbau erweitert. Die Tate-Museen vergeben außerdem jährlich den Turner-Preis, einen der wichtigsten Preise für zeitgenössische Kunst.

Serota wird dem britischen Kunstbetrieb als Chef des "Arts Council England", einer Institution, die mit öffentlichen Geldern Künstler und Kunstprojekte fördert, erhalten bleiben. Auch er hatte vor den Auswirkungen des Brexit-Referendums auf die Kunstszene gewarnt. Die Unsicherheit über den Ausgang, sagte er kurz vor der Abstimmung, habe das Sammeln von Spenden für den Erweiterungsbau der Tate Modern erschwert. Nun, gut zweieinhalb Monate nach dem Referendum, ist die Unsicherheit immer noch nicht gewichen.

Die Erweiterung der Tate Modern gelang ihm trotzdem. Geld aufzutreiben, wenn eigentlich keines da war, galt schon immer als größte Stärke des studierten Wirtschaftswissenschaftlers und Kunsthistorikers. So war es schon, als er um die Jahrtausendwende die Tate Modern aus der Taufe hob. Die Aufteilung der Sammlung des bis dahin Tate Gallery genannten Museums in ein Haus für moderne internationale Kunst (Tate Modern) und eines für britische Künstler der Vergangenheit (Tate Britain) gilt als sein Meisterstück. Die Tate Modern ist längst das Flaggschiff der vier Museen in London, Liverpool und St Ives.

Serota gestaltete das Museum als Ort, der zum Verweilen, statt nur zum Betrachten einlädt. Zuletzt zog die Tate Modern beinahe drei Viertel der knapp acht Millionen Tate-Besucher an. Spätestens seit ihrer Eröffnung gilt Sir Nicholas Serota als Grandseigneur der britischen Museumswelt.

Begonnen hat Serota als Wunderkind. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Direktor des Museum of Modern Art in Oxford und verursachte beim konservativen Publikum mit Zeichnungen von Joseph Beuys Wirbel. Kurz darauf wechselte er zur Whitechapel Art Gallery und machte sie zu einer anerkannten Institution für internationale Gegenwartskunst.

Seit 1988 stand Serota an der Spitze der Tate, die damals noch ein Museum für britische Malerei vom Jahr 1500 bis in die Gegenwart war. Serota teilte sie auf und trieb die Gründung von Ablegern in anderen Städten voran. Im Jahr 2000 eröffnete Queen Elizabeth II. die Tate Modern in einem stillgelegten Kraftwerk an der Themse gegenüber der St.-Paul's-Kathedrale. Mit ihrem mächtigen Schornstein erscheint die Tate Modern beinahe wie eine Kathedrale der Modernen Kunst. Sie wird immer mit dem Namen Serota in Verbindung bleiben.

Die Nachricht von Serotas bevorstehenden Rückzug kommt knapp eine Woche nachdem der Direktor des Victoria and Albert Museums, Martin Roth, seinen Rücktritt bekannt gab. Aus seinem Unwohlsein über den geplanten EU-Austritt Großbritanniens hatte der glühende Europäer Roth zuvor keinen Hehl gemacht. 

>> Mitteilung der Tate

(APA/dpa)

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